CSU:Horst Seehofer, der Stehaufmann

Horst Seehofer hat in seiner politischen Karriere Triumphe erlebt und krachende Niederlagen. Mal stand er fast vor dem politischen Aus, dann regierte er wieder unangefochten.

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Seehofer gegen gesetzliche Frauenquote in Unternehmen

Quelle: dpa

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CSU-Chef zu werden, das war Horst Seehofers Lebenstraum. Bayerischer Ministerpräsident wollte er dagegen nie unbedingt werden - die CSU war von beiden Ideen nicht recht überzeugt. Doch er wurde beides.

Und dann, nachdem die CSU bei der Landtagswahl ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 eingefahren hatte, beerbte ihn Markus Söder. Erst als bayerischer Ministerpräsident, dann auch als CSU-Chef. Seehofer ging als Bundesinnenminister nach Berlin - und hält sich im Amt, auch wenn das nicht immer so aussah.

Aber was ist das für ein Mensch? Da gehen die Meinungen weit auseinander: Ein Quertreiber und Dauer-Nörgler, ein gnadenloser Populist und Opportunist - das sagen die einen. Ein Kümmerer, eine Art Volkstribun, ein Diener des Volkes - so sieht er sich selbst.

Hier lesen Sie, was Seehofer im vergangenen Jahr zu seinem Streit mit Kanzlerin Angela Merkel zu sagen hatte.

Niederlage für die Koalition beim Lauschangriff

Quelle: picture-alliance / dpa

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Schon jetzt blickt Seehofer auf fast fünf Jahrzehnte Politik zurück: 1980 zog er in den Bundestag ein, 1992 wurde er Bundesgesundheitsminister. Nach der Wahlniederlage der Union 1998 gab der CSU-Politiker, nach langem Streit mit der CDU über die Gesundheitspolitik, zuerst die Zuständigkeit für die Sozialpolitik in der Unionsfraktion und dann den Vize-Fraktionsvorsitz ab.

Seehofer im Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl von der CDU.

Horst Seehofer, 2002

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Eine Zäsur, nicht nur für sein politisches Leben, bedeutet der Dezember 2001 für Seehofer. Der damals 52-jährige Abgeordnete kuriert eine eigentlich harmlose Erkältung nicht aus, arbeitet weiter - und gerät dadurch in Lebensgefahr. Seehofer zieht sich eine Herzmuskelentzündung zu. Ein Arzt wird später deutlich: Hätte Seehofer (im Bild nach der Genesung 2002) einen Termin in Frankfurt wahrgenommen, so wie er es eigentlich vor hatte, wäre er also nicht ins Krankenhaus gegangen, er hätte die Krankheit nicht überlebt.

Rückkehr von Horst Seehofer in die Politik, 2002

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Ein Jahr vor der Bundestagswahl 2005 war Seehofer - wie er selbst einmal sagte - "politisch tot". Doch er kam wieder: als Bundesagrarminister, durchgesetzt von Edmund Stoiber.

Unter Beifall wurde Seehofer im Juni 2002 empfangen, als er sich zurückmeldete.

Christian Social Union Votes New Head

Quelle: Sean Gallup/Getty

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Sein Weg nach Bayern führte über eine weitere Niederlage: Auf dem Parteitag 2007, als es um das Erbe Edmund Stoibers ging, unterlag er im Kampf um den Parteivorsitz dem Niederbayern Erwin Huber. Erst ein Jahr später, nach der dramatischen CSU-Wahlniederlage mit dem Verlust der absoluten Mehrheit, schlug Seehofers große Stunde: Im Herbst 2008 wurde er binnen weniger Tage Parteichef und Ministerpräsident.

Zunächst setzten sich Erwin Huber (links) und Günther Beckstein (rechts) durch - Huber wurde Parteivorsitzender, Beckstein Ministerpräsident. Und Seehofer musste sich gedulden.

Spatenstich für 2. S-Bahn Stammstrecke am Marienhof in München, 2017

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Seither durchlebte Seehofer Höhen und Tiefen. Die Rückeroberung der absoluten Mehrheit in Bayern 2013 war sein bislang größter Triumph. Doch schon bei der Europawahl ein Jahr später ließ eine missglückte Wahlkampfstrategie Seehofers die CSU wieder dramatisch absacken.

Seehofer beim Spatenstich zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München im April 2017.

Berchinger Rossmarkt - Seehofer

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Inzwischen richtet Seehofer seine Politik nahezu vollständig am Willen der Bevölkerung aus - jedenfalls wie er diesen versteht. Die von ihm selbst ausgerufene "Koalition mit den Bürgern" ist ihm wichtiger als die Zusammenarbeit mit seinen eigenen Leuten. Die beschimpft er notfalls als "Kleinstrategen" oder "Leichtmatrosen". Erfolge der CSU in Berlin - erst recht gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel - schreibt er vor allem sich selbst auf die Fahnen.

Im Bild: Seehofer beim Berchinger Rossmarkt in der Oberpfalz. Die Veranstaltung gilt als das größte Wintervolksfest im Freistaat. Dort kommt der Ministerpräsident nicht nur mit Tieren sondern auch mit Wählern in Kontakt.

German Chancellor Merkel and Bavarian CSU leader Seehofer meet in Munich

Quelle: Michael Dalder/Reuters

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Es gibt aber immer wieder auch die Situationen, fast zyklusartig, in denen Seehofer übers Ziel hinausschießt. Sogar viele in den eigenen Reihen glauben inzwischen, dass es Seehofer mit seiner Dauerkritik an der Kanzlerin im Streit um die Flüchtlingspolitik übertrieben hat.

Im Bild: Kanzerlin Merkel und CSU-Chef Seehofer verkünden bei einem eigens anberaumten Termin das Ende ihres Zwists. Mimisch allerdings nicht sonderlich überzeugend.

Horst Seehofer reist nach Moskau

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Seehofer lässt derlei Kritik an sich abperlen. Er gilt als beratungsresistent, als Einzelgänger. Seine Kritiker werfen ihm einen fast absolutistischen, rücksichtlosen Regierungsstil vor. Irgendetwas zwischen patriarchalisch und diktatorisch, sagt ein CSU-Mann. Seehofer stört das nicht: Er verweist auf seine Zustimmungswerte in der Bevölkerung, die zeigen sollen, wie gut er "draußen" ankommt.

Im Bild: Seehofer bei einer Moskau-Reise Anfang 2017 auf dem Roten Platz.

Unterzeichnung Koalitionsvertrag Pk

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Seit 2018 ist er Innenminister der Großen Koalition in Berlin - und auch da läuft nicht immer alles rund. Dennoch: Sein Ministerium bringt eine Reform nach der anderen ins Kabinett ein. Für einige dieser Gesetzentwürfe gab es zwar massive Kritik - auch vom Koalitionspartner SPD. Im Ergebnis setzte sich Seehofer aber dann aber oftmals doch durch.

Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum beim Verfassungsschutz

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Für so manche Empörungswelle sorgt Seehofer mit seinem bisweilen etwas schrägen Humor und seiner direkten Ausdrucksweise. So etwa vor genau einem Jahr, als 69 Menschen just an seinem 69. Geburtstag nach Afghanistan abgeschoben wurden. Dass einer der Abgeschobenen kurz nach der Ankunft in Kabul Selbstmord begehen würde, ahnte Seehofer nicht, als er sagte: "Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 - das war von mir nicht so bestellt - Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden. Das liegt weit über dem, was bisher üblich war."

Seehofer besucht Zentrum zur Unterstützung der Rückkehr

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Im Frühjahr 2019 eckte Seehofer mit einem ironischen Ausspruch über das Datenaustauschverbesserungsgesetz an. Er sagte über das Gesetz mit dem sperrigen Namen, das den Informationsaustausch der Behörden zu Belangen von Ausländern neu regelt: "Man muss Gesetze kompliziert machen. Dann fällt das nicht so auf." Dass das ein Scherz sein sollte, war nicht allen Zuhörern gleich eingängig.

Horst Seehofer

Quelle: dpa

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Am Ende der laufenden Legislaturperiode will Seehofer mit der Politik aufhören - diesmal wirklich. "Ich bin mit Sicherheit keiner Wahl mehr ausgesetzt", sagte er kürzlich in einem dpa-Interview. Das Amt als Innenminister mache jetzt noch mal Spaß, auch wenn es extrem anstrengend sei. Doch er komme nun auf 50 Jahre in der Politik. "Das reicht dann mit Auslaufen dieser Legislaturperiode wirklich."

© SZ.de/dpa/infu/vewo
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