CSU: Seehofer und Guttenberg:Der widerspenstige Kronprinz

Mit Blick auf die aufstrebenden Nachwuchskräfte in der Partei sagte Horst Seehofer einst über Karl-Theodor zu Guttenberg, er sei der Beste. Doch der Fall Quelle zeigt: Das Verhältnis scheint erkaltet.

Kassian Stroh

"Senkrechtstarter", "Franck Ribéry der CSU" - der lobenden Worte über Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) konnte Horst Seehofer gar nicht genug finden. Und gerade mal drei Monate ist es her, dass der CSU-Chef Guttenberg quasi zum Kronprinzen ernannte. Mit Blick auf die aufstrebenden Nachwuchskräfte in der Partei sagte er über Guttenberg: "Er ist unter Guten bisher der Beste." Doch solche Worte hat man von Seehofer schon lange nicht mehr gehört.

CSU: Seehofer und Guttenberg: Das Verhältnis von Karl-Theodor zu Guttenberg und Horst Seehofer (beide CSU) ist offenbar abgekühlt.

Das Verhältnis von Karl-Theodor zu Guttenberg und Horst Seehofer (beide CSU) ist offenbar abgekühlt.

(Foto: Foto: Getty Images)

Das Verhältnis zu seinem Lieblingsjünger scheint deutlich abgekühlt zu sein. Aus dem Kabinett ist zu hören, Seehofer sei verstimmt darüber, dass der Bund, namentlich der Wirtschaftsminister, nicht genug für Quelle tue. Von verwundert bis ziemlich verärgert gehen die Einschätzungen. Nur wenige berichten, das Verhältnis sei unverändert gut. Vor allem der Sonntag soll so ein Tag des Ärgers gewesen sein. Da las Seehofer in der Bild am Sonntag unter anderem Guttenbergs Satz: Über Bürgschaften werde "nicht nach politischen oder isoliert regionalen Kriterien, sondern nach objektiven Vorgaben" entschieden.

Es geht ums Image

Das heißt übersetzt: Bayerische Empfindlichkeiten sind mir egal. Dabei hat sich Seehofer die Quelle-Rettung auch mit Rücksicht auf fränkische Empfindlichkeiten auf die Fahnen geschrieben. Auch ist es für die CSU reichlich ungewohnt, dass einer der Ihren das heilige Prinzip der Vertretung bayerischer Interessen hintanstellt. Seehofer hat sich bei Quelle weit aus dem Fenster gelehnt, sein Image steht auf dem Spiel.

Dies war nicht der einzige Zwist der beiden. Erst stieß Guttenberg eine Debatte über schwarz-grüne Koalitionen an, daraufhin beschied Seehofer am Freitag, er halte "überhaupt nichts davon". Tags darauf einigte man sich auf die Sprachregelung, schwarz-grüne Bündnisse seien inhaltlich "Lichtjahre entfernt", wie Guttenberg sagte. Oder die Steuerdebatte: Da erklärte der Minister am Sonntag, es sei "sehr klug", im Wahlprogramm die Steuersenkungen nicht zu einem bestimmten Datum zu versprechen.

Genau das aber will die CSU, auch Seehofer, der seinen Minister in der Präsidiumssitzung am Sonntagabend in Abwesenheit rügte. Auch hier reichen die Einschätzungen der Sitzungsteilnehmer von "Klarstellung" bis hin zu "sehr heftig kritisiert". Man einigte sich schließlich wieder auf eine Sprachregelung: Die Steuersenkungen müssten so schnell wie möglich kommen. Das lässt alles offen und erlaubte Guttenberg zu sagen, er sei sich mit Seehofer "völlig einig".

Das waren sie angeblich ja auch vor drei Wochen in Sachen Staatshilfe für den Quelle-Mutterkonzern Arcandor. Seehofer machte sich dafür stark, Guttenberg verwies kühl auf die EU-Kommission, die dagegen sei - basierend auf den Informationen seines Ministeriums wohlgemerkt. Seehofer dementierte damals Dissonanzen: "Zwischen uns passt kein Blatt Papier." Ein historisch vorbelasteter Satz: Ihn gebrauchten auch Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder, als sie beide noch das Führungsduo der SPD bildeten.

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