Horst Seehofer ist als politischer Spieler bekannt, als einer, der lieber schnelle Haken schlägt als langen Linien zu folgen. Jetzt ist der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef offenbar bereit, sein wohl letztes Ass zu ziehen, um seinen ungeliebten Finanzminister Markus Söder als neuen starken Mann der CSU zu verhindern. In der Partei verdichten sich die Anzeichen, dass Seehofer sich eine Rückkehr von Karl-Theodor zu Guttenberg in die erste Reihe wünscht. Nach SZ-Informationen favorisiert Seehofer sogar die Option, Guttenberg zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 und zum Parteichef zu machen.
Guttenberg, der in den USA lebt, lehnt ein Comeback jedoch ab. Die Expansion seiner Beratungs- und Investmentfirma fülle ihn gänzlich aus, teilt er der Süddeutschen Zeitung in einer E-Mail mit. Und fügt einen durchaus bemerkenswerten Satz an: "Unabhängig davon würden die berechtigten Gründe für meinen Rücktritt sowie mein lausiger Umgang damit eine Rückkehr nicht rechtfertigen." Guttenberg war 2011 wegen einer abgeschriebenen Doktorarbeit als Bundesverteidigungsminister zurückgetreten.
In der CSU wird nicht ausgeschlossen, dass Seehofer auch über 2018 hinaus bleibt
Ob Guttenbergs Absage endgültig ist? Immerhin gehört er dem neuen Strategieteam der CSU an, das am Montag seine Arbeit aufnehmen wird. Guttenberg will die CSU in außenpolitischen Fragen und bei der Digitalisierung unterstützen. Zu dem Treffen am Montag wird er jedoch nicht anreisen.
Seehofer jedenfalls ist bereit, den Parteivorsitz noch in diesem Jahr vorzeitig an den CSU-Listenführer für die Bundestagswahl abzugeben. Es sei aber nicht an der Zeit, über Personalfragen zu sprechen, sagte er der SZ.
In der CSU wird nicht ausgeschlossen, dass Seehofer entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung auch über 2018 hinaus als Ministerpräsident weitermachen will - obwohl Söder sich längst für die Nachfolge warmläuft. Nicht umsonst gilt Seehofer als Meister des Hintertürchens. Vielleicht hat der politische Spieler sein größtes Spiel gerade begonnen.