Süddeutsche Zeitung

CSU:Seehofer: "Ihr könnt mich nach der Wahl köpfen"

Mit deutlicher Kritik haben Mitglieder der CSU-Landtagsfraktion auf die CDU/CSU-Friedensklausur von Sonntag und Montag reagiert, in der CDU-Chefin Angela Merkel zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin der Union ausgerufen worden ist. Die Glaubwürdigkeit der CSU habe deshalb schwer gelitten, sagte die Fürther Abgeordnete Petra Guttenberger in der Sitzung am Mittwoch nach Angaben von Teilnehmern. Wie schwierig vermittelbar dieser Versöhnungsgipfel sei, zeige sich nicht nur anhand der Kommentare in sozialen Medien, sondern auch an der eigenen Basis. Der Abgeordnete Steffen Vogel, ebenfalls aus Franken, beklagte zahlreiche Parteiaustritte. Er las sogar Briefe vor, in denen CSU-Mitglieder ihrem Ärger über Merkel Luft verschafften. Die Hälfte der eigenen Leute rudere nicht mehr mit, soll Vogel gesagt haben. Der Amberger Abgeordnete Harald Schwartz berichtete wiederum von einem Ortsverband, in dem niemand mehr bereit sei, Merkel zu wählen.

Finanzminister Markus Söder forderte die Kanzlerin auf, sie müsse zeigen, dass ihr Deutschland am Herzen liege. Internationale Politik sei zu wenig, um im Wahlkampf zu bestehen. Er sehe die Gefahr einer Wechselstimmung, die SPD habe in ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz eine ernsthafte Alternative zu Merkel gefunden, sagte Söder unter Applaus von Fraktionsmitgliedern. Auch die bevorstehende Wahl des SPD-Mannes Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten löste in der Fraktion wiederholt Unmut aus.

CSU-Chef Horst Seehofer rief die Abgeordneten dazu auf, Nerven zu bewahren. Es gebe wesentlich mehr Menschen, die wegen Merkel die CSU wählten, als dass sie der Partei deshalb die Stimme verweigerten. Man müsse zur Kanzlerin stehen, alles andere wäre eine Katastrophe. Ein Gegeneinander habe die Spaltung der CSU zur Folge. Mit eindringlichen Worten habe Seehofer dafür geworben, zum Vorschlag des CSU-Präsidiums zu stehen, Merkel zu küren. "Ihr könnt mich nach der Wahl köpfen", wird Seehofer zitiert. Er glaube aber nicht, dass es dazu kommen werde. Seehofer hatte auf dem Parteitag um Unterstützung für seine Strategie gebeten. Er trage die Verantwortung, die CSU sei damit bislang gut gefahren. Fraktionschef Thomas Kreuzer sagte über die Präsidentenwahl, es gebe zwar keinen Grund zu jubeln. Aber mehr sei nicht möglich gewesen.

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SZ vom 09.02.2017 / wiw
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