CSU: Seehofer contra Guttenberg:Partei mit Phantasie

Die CSU widersteht bei ihrer Klausur in Kreuth der Versuchung, Parteichef Seehofer zu demontieren - trotz des Guttenberg-Faktors. Eine Kurzschlusshandlung käme zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Mike Szymanski

Das Jahr ist nicht einmal eine Woche alt, aber CSU-Chef Horst Seehofer weiß genau, was es für ihn bereithält: einen quälenden Dauerwahlkampf. Bis zum Parteitag im Herbst, auf dem er sich zur Wiederwahl stellen will, wird jeder Auftritt, jede Aussage daraufhin überprüft, ob Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg das nicht besser könnte. Seitdem ein Meinungsforschungsinstitut nachgewiesen haben will, dass der beliebte Baron womöglich allein die CSU zu alter Stärke zurückführen könnte, geht schon wieder die Phantasie mit vielen in der Partei durch: Wäre es nicht Zeit, Guttenberg als CSU-Chef zu installieren?

CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth

Ich, Seehofer: Für den Ministerpräsidenten ist klar, wer an der Spitze der CSU steht. Viele allerdings sähen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (l.) lieber an dessen Stelle.

(Foto: dpa)

Nein, wäre es nicht. Was die Partei derzeit überhaupt nicht gebrauchen kann, sind Kurzschlusshandlungen. Die CSU widersteht deshalb bei ihrer Klausur in Kreuth auch der Versuchung, Seehofer zu demontieren. Natürlich existiert ein Guttenberg-Faktor. Der 39-Jährige ist ein außergewöhnliches politisches Talent. Es ist eigentlich nur verwunderlich, dass seine Popularität nicht früher schon auf die CSU abgefärbt hat.

Wenn man so will, wirkt der Guttenberg-Faktor derzeit wie ein homöopathisches Mittel - in geringer Dosis am besten. Als Parteichef würde Guttenberg in der schwarz-gelben Koalition bis zur nächsten Bundestagswahl nur verschlissen. Außerdem müsste er sich um Bayern kümmern - oberstes Ziel der Partei ist es, hier die absolute Mehrheit zurückzuerobern. Guttenberg aber sieht seine Zukunft in Berlin. Konsequenterweise müsste er sich jetzt selbst aus dem Rennen nehmen. Er müsste nur bekunden, dass er im Herbst nicht gegen Seehofer antritt. Dann hätte der Personaldebattenspuk vorerst ein Ende. Aber was bliebe dann vom Guttenberg-Faktor?

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