CSU-Politiker:Minister für Selbstdarstellung

Bayreuther Festspiele 2015 - Eröffnung

Markus Söder und seine Frau Karin bei den Bayreuther Festspielen.

(Foto: dpa)

Es gibt CSU-Minister, die kennt praktisch keiner. Und es gibt Markus Söder.

Glosse von Franz Kotteder

Bayerische Minister tun sich ja manchmal schwer mit der eigenen Außenwirkung. Es soll sogar welche geben, von denen kein Mensch weiß, dass es sie überhaupt gibt. Dann gibt es wiederum einen, der so scharf darauf ist, in der Öffentlichkeit zu erscheinen, dass wir ihn jetzt grad mit Fleiß nicht nennen.

Von ihm weiß man Dinge, die man nie wissen wollte. Dass in seinem Jugendzimmer zum Beispiel ein Poster von Franz Josef Strauß hing und er somit bereits damals sozial auffällig war. Gerade eben hat er ein Bild von sich auf Facebook gestellt, auf dem er ein Lamm im Arm hält. Ganz der gute Hirte eben. Fehlt eigentlich nur noch der Scheinheiligenschein.

Spaenle bietet sich an

Freilich fragt man sich auch, wie sich andere CSU-Größen ablichten ließen, hätten sie einen ähnlichen Mitteilungsdrang und ein vergleichbares Gespür für den Symbolgehalt von Bildern? Kultusminister Ludwig Spaenle würde sich da anbieten. Vielleicht mit wehendem Mantel hoch zu Ross, G 8 wie G 9 gleichermaßen bezwingend, in etwa so wie auf dem berühmten Gemälde "Napoleon überquert die Alpen"? Eines wäre sicher: Die Frisur sitzt!

Oder Beate Merk - früher Justiz, heute Europa: Man stellt sie sich unwillkürlich als Torera vor, über einen gemeuchelten Stier triumphierend. Das könnte jede Menge Reaktionen geben im Internet. Viele trauen ihr sowieso alles zu, und seit dem Fall Mollath können ihre Beliebtheitswerte nur besser werden.

Schön wäre Scheuer beim Kochen

Von Andreas Scheuer, dem CSU-Generalsekretär, möchte man gar kein Bild sehen. Er ließe sich vermutlich beim ersten Spatenstich für ein Flüchtlingsabfanglager in Nordafrika fotografieren oder beim höchstpersönlichen Abschieben eines Balkanesen an der grünen Grenze. Schön wäre Scheuer beim Kochen, in einem Topf rührend. Da würde die Herdprämie endlich einen Sinn ergeben.

Womit wir bei einem anderen Erfolgsprojekt der CSU, der Ausländermaut, und bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wären. Vor dem geistigen Auge sieht man ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, den Finger auf ein Minarett in einem Vorgarten gerichtet. So ein Vorgartenminarett hat er 2010 mal all jenen prophezeit, die gegen Atomkraft und Stuttgart 21 protestieren. Wenn er bei der Maut ähnlich schlüssig argumentiert hat, wundert einen das Ergebnis jedenfalls nicht.

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