Manchmal passieren selbst in der skandalerprobten CSU noch Dinge, die man sich nicht ausdenken kann. Erst tritt der nagelneue Generalsekretär Stephan Mayer zurück, nachdem er einem Journalisten gedroht haben soll, ihn zu "vernichten". Und ein paar Tage später? Kündigt sich die nächste Affäre an, um Martin Huber, der Mayer gerade als CSU-General beerbt hat: wegen Plagiatsverdachts um dessen Doktorarbeit. Ausgerechnet der Mann, der die CSU zum Wahlsieg 2023 managen soll, könnte nun also die Glaubwürdigkeitskrise der Partei bis in den Landtagswahlkampf ausdehnen. Vom Hoffnungsmann zur Risikopersonalie, und das in zwei Tagen. Spätestens jetzt hat die CSU ein fettes Problem.
Martin Huber hat die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bereits gebeten, seine Dissertation zu prüfen. Das allerdings kann Monate dauern. Bis dahin wird der Verdacht wabern, dass der neue Generalsekretär, der als integer gilt, vielleicht doch nicht so "seriös" ist wie Markus Söder ihn gepriesen hat. Nach dem Reinfall mit Mayer kann sich der CSU-Chef ja kaum leisten, direkt den nächsten General zu opfern - jedenfalls nicht ohne das Eingeständnis, dass er schon wieder daneben gegriffen hat. Noch steht zwar nicht fest, ob wirklich Betrug im Spiel ist oder, wenn überhaupt, ein bisschen Schlamperei. Der Schaden ist trotzdem da, für Huber selbst, für die CSU, für Söder.
Was nur halb so schlimm wäre, müsste die Partei nicht ohnehin schon mit einem gewaltigen Schlagzeilengewitter rechnen, das ihren Landtagswahlkampf begleitet. Wegen des Untersuchungsausschusses zur unsäglichen CSU-Maskenaffäre, der sich bis in den Herbst 2023 strecken könnte. Dasselbe gilt für die Ermittlungen gegen Ex-Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wegen möglicher Falschaussage in der CSU-Mautaffäre. Sollte dem neuen Generalsekretär Huber auch noch der Doktortitel aberkannt werden, mitten im Wahlkampf, wäre das brandgefährlich für die CSU.
Noch ist es zu früh für Schuldfragen im Fall Martin Huber, der als neuer General nun erst recht gefordert ist, den Affären in seiner Partei glaubwürdige politische Ideen entgegenzusetzen. Doch eines kann man jetzt schon sagen: Von einer skandalbefreiten "neuen CSU", die Söder nach Bekanntwerden der Maskenaffäre versprochen hat, ist die Partei meilenweit entfernt.