CSU: Markus Ferber:"Wir können noch nicht durchatmen"

Markus Ferber, CSU-Spitzenkandidat bei der Europawahl, über den Wahlerfolg seiner Partei und warum das Tal der Tränen noch nicht durchschritten ist.

Birgit Kruse

Markus Feber ging als Spitzenkandidat der CSU in die Europawahl. Der 44-Jährige sitzt seit 1994 im Europaparlament und ist 1996 Vorsitzender der CSU-Europagruppe.

CSU: Markus Ferber: Horst Seehofer und Markus Ferber feiern das Europawahlergebnis der CSU.

Horst Seehofer und Markus Ferber feiern das Europawahlergebnis der CSU.

(Foto: Foto: ddp)

sueddeutsche.de: Noch vor einem Jahr wäre die CSU über ein Ergebnis unter 50 Prozent zutiefst betrübt gewesen. Jetzt feiert sie das Ergebnis als großen Sieg. Ist das die neue Bescheidenheit der CSU?

Markus Ferber: Sie müssen ja sehen, wo wir herkommen. Die CSU war bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr bei 43,4 Prozent. Jetzt haben wir bayernweit mehr als 48 Prozent der Stimmen erhalten. Lassen Sie uns den Erfolg genießen, um dann wieder hart für die Bundestagswahl zu kämpfen. Denn an dieses Ergebnis wollen wir im Herbst wieder anknüpfen.

sueddeutsche.de: Also glaubt die CSU, das Tal der Tränen hinter sich gelassen zu haben?

Ferber: Wir haben eine wichtige Wegstrecke hinter uns gebracht und verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen. Doch frei durchatmen können wir deswegen noch nicht. Für die Bundestagswahl sind die Wahlurnen wieder leer. Deswegen müssen wir jetzt mit aller Kraft versuchen, diesen Trend bis zum Herbst zu stabilisieren. Jede Stimme muss wieder neu gewonnen werden.

sueddeutsche.de: Welche Parole hat die CSU für die nächsten drei Monate ausgegeben?

Ferber: Geschlossenheit und Kampfesmut.

sueddeutsche.de: Zwei Tage vor der Wahl hat Landwirtschaftsministerin Aigner den Bauern 25 Millionen Euro Soforthilfe zugesichert. Eine Investition, die sich offenbar gelohnt hat. Ohne die Kernwählerschaft der Landwirte hätte die CSU sicherlich schlechter abgeschnitten?

Ferber: Ich glaube aber nicht, dass sich Wählerstimmen kaufen lassen. Vielmehr haben die Landwirte verstanden, dass es auf europäischer Ebene nur eine Kraft gibt, die sich für bäuerliche Familienbetriebe einsetzt.

sueddeutsche.de: Wie wollen Sie die Wähler in Zeiten der Wirtschaftskrise bei der Stange halten?

Ferber: Die Geschlossenheit zwischen München, Berlin und Brüssel hat sich bewährt und beim Wähler Vertrauen geschaffen. Auf diesem Weg sollten wir in den nächsten Monaten weitergehen. Außerdem müssen wir in Berlin weiterhin einen klaren Kurs fahren.

sueddeutsche.de: So wie es Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in der Opel-Frage getan hat?

Ferber: Ja. Sein Kurs wird von den Menschen sehr honoriert. Mit diesem Pfund wollen wir auch bei der Bundestagswahl wuchern.

sueddeutsche.de: Wie wichtig ist Guttenberg derzeit für den Erfolg der CSU?

Ferber: Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein wichtiges Mitglied im Erfolgsteam der CSU.

sueddeutsche.de: In Brüssel stehen wichtige Personalentscheidungen auf der Agenda, etwa die Frage nach dem EU-Kommissar. Wer ist Ihr Favorit?

Ferber: Für mich ist es selbstverständlich, dass der Wahlsieger auch den EU-Kommissar stellt. Das sind die Unionsparteien. Herr Schulz von der SPD hat keinerlei Anspruch auf irgendeine Position, die auch unserer Zustimmung bedarf. Er würde sie auch nicht bekommen. Es ist jetzt Aufgabe der Kanzlerin, einen Vorschlag zu machen.

sueddeutsche.de: Welcher Name steht ganz oben auf der Liste?

Ferber: Ich will nicht über Namen spekulieren. Fest steht: Die Union verfügt über viele geeignete Kandidaten. Und wenn die CDU keinen findet, steht die CSU auch immer gerne hilfreich bereit.

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