„Niad gschimpft is globt gnou“, sagt man in der Oberpfalz und in abgewandeltem Wortlaut auch anderswo in Bayern und überall meint es, dass das Ausbleiben von Kritik ein ausreichender Ausdruck von Anerkennung sei. Das mag auf den ersten Blick hart erscheinen, vermeidet aber zumindest Situationen, die Gelobten und Lobenden gleichermaßen blöd dastehen lassen.
Denn gut gemeint ist bekanntermaßen nicht immer gut gemacht. Das gilt in der Politik wie in allen anderen Lebensbereichen. Man erinnere sich nur an den früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der die damalige Justizministerin Beate Merk für ihre Verdienste darum loben wollte, dass Stalking endlich zum Straftatbestand erhoben wurde. „Dein Name wird immer mit dem Begriff Stalking verbunden bleiben“, sagte er – und ein Saal voller Juristen erstarrte kurz in Irritation.
Stoibers Nachfolger Horst Seehofer lobte gerne, wenn er gleichzeitig damit andere ärgern konnte, wenn ein freundlicher Satz über Manfred Weber etwa als Stichelei gegen Markus Söder zu verstehen war. Und Söder schließlich muss selbst beim Loben anderer aufpassen, dass es nicht doch zum Eigenlob gerät. Wenn er über andere sagt, dass sie Dinge – Ministerien leiten zum Beispiel – „schon ganz gut“ machten, klingt da immer mit „wenn auch längst nicht so gut wie ich“.
Oder es kommt gönnerhaft daher und damit auch nicht so recht an. Wie damals, als er die Verfasser des neuen CSU-Grundsatzprogramms präsentierte: Martin Huber, später dann Generalsekretär, und Gerhard Hopp, beides Abgeordnete jenseits der 40, stellte Söder als „pfiffige junge Leute“ vor – und zack, dachte man an aufgeweckte Nachwuchs-Erfinder bei Jugend forscht und nicht an die Nachfolger von CSU-Vordenkern wie Theo Waigel und Alois Glück.
Die FW-Minister in seinem Kabinett verschont er auch nicht mit Lob, jüngst hat es Umweltminister Thorsten Glauber erwischt, der gesprochen habe „wie ein Parteivorsitzender“, vermutlich ein freundlicher Gruß an FW-Chef Hubert Aiwanger. Nun hat Söder Kultusministerin Anna Stolz als das stärkste Kabinettsmitglied der Freien Wähler bezeichnet. Er wolle ihr mit dem Lob nicht schaden, aber er sei mit der Arbeit von Anna Stolz sehr zufrieden, sagte er bei der Klausur der CSU-Fraktion in Kloster Banz.
Aha, der Zusatz alleine ist ja schon bemerkenswert. Das kann man nun deuten, wie man möchte. Als Seitenhieb auf alle anderen FW-Minister, die sich gefälligst ein bisschen mehr anstrengen möchten. Als Ausdruck der Zufriedenheit damit, dass sich nicht die CSU mit dem schwierigen Kultusressort herumschlagen muss. Als Angebot an Anna Stolz, zur CSU zu wechseln. Oder einfach als Lob – wenn es auch am schwersten fällt.
Und es ist sicher ein Zufall, dass Stolz kurz nach dem Lob – und Söders Machtwort, dass Exen an Schulen natürlich bleiben werden – ihren kürzlich vorgelegten Vorschlag revidierte, unangekündigte Tests abzuschaffen.