CSU kämpft für Franz Josef Strauß:Ein Bayer in Walhall

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Der frühere bayerische Landesvater Strauß soll in die Ruhmeshalle und passt besser dorthin als viele andere - nicht nur, weil er perfekt den Typus des bajuwarischen Helden verkörpert.

Heribert Prantl

Franz Josef Strauß, der in der Welt der Mythologie zu Hause war, konnte wortmächtig erklären, wie es in Walhall zugeht. Die nordische Sage schildert das so: Da sitzen die gefallenen Helden an einem gewaltigen Tisch. Der Koch Andhrimnir kocht im Kessel Eldhrimnir Schweinernes. Aus den Eutern der Ziege Heidrun, die auf dem Dach von Walhall steht und vom Laub der Weltesche äst, fließt ununterbrochen das Met.

Hoch über der Donau thront die Ruhmeshalle Walhalla - nach dem Wunsch der CSU bald Heim einer Büste von Franz Josef Strauß (Foto: Foto: dpa)

Ernährungsphysiologisch ist das auch notwendig, denn die Helden in Walhall liegen nicht auf der faulen Haut: Sie kämpfen den ganzen Tag miteinander. Zur Erholung von solcher Anstrengung sitzen sie am Abend schmausend beieinander. So sieht das Paradies der germanischen Mythologie aus. Und wenn man sich das Met als eine Art Bier vorstellt, kommt Walhall dem Bild, das man sich so landläufig auch von den Lebens- und Essgewohnheiten in Bayern macht, ziemlich nahe.

In der Ruhmeshalle Walhalla, die einst Bayerns König Ludwig I. vom Baumeister Klenze hoch über der Donau bei Regensburg erbauen ließ und nach dem germanischen Walhall benannte, sind derzeit 128 "bedeutende Deutsche und mit der deutschen Geschichte verbundene Persönlichkeiten" als Büste aufgestellt - von A wie Adenauer bis Z wie Nikolaus von Zinzendorf, der ein lutherischer Theologe war. Zuletzt hielt der Mathematiker Gauß in der Walhalla Einzug.

Bajuwarizität und Klassik

Nicht von allen Persönlichkeiten kann man sich vorstellen, dass sie sich in Walhall und mit den dortigen Usancen - Kämpfen und Essen - besonders wohl fühlen: Nikolaus von der Flüe beispielsweise, der Schweizer Einsiedler und Mystiker, war ein ausgesprochener Asket; und Turnvater Jahn wäre wohl mit der körperlichen Ertüchtigung, wie sie in Walhall tagsüber üblich ist, einverstanden, aber sicher nicht mit nächtlichem Gelage.

Wenn nun Peter Ramsauer, der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, vorschlägt, Franz Josef Strauß den großen Gestalten in der Walhalla zuzugesellen, dann passt der frühere CSU-Chef, Kohl-Gegner und Ministerpräsident, der so gern den Weltpolitiker gab, dorthin sehr viel besser als viele andere: Nicht nur deshalb, weil Strauß den Typus des bajuwarischen Helden verkörpert, der bisher in der Ruhmeshalle wenig vertreten ist; sondern auch, weil der Altphilologe Strauß schon zu Lebzeiten Bajuwarizität und Klassik in seinen Reden zu verbinden wusste, eine Verbindung, für die der Ruhmestempel Walhalla ein marmorner Ausdruck ist: König Ludwig hat ihn nach dem Vorbild des Athener Parthenon erbauen lassen. Und Strauß verkörperte etwas von dem hochfliegenden Geist, der diese griechisch-germanische Walhalla hat entstehen lassen.

Schmach des Wachsfigurenkabinetts vergessen machen

Sicherlich: Ein Stoiber hat Bayern länger regiert als Strauß, er hat auch noch bessere CSU-Wahlerfolge errungen. Aber erstens muss einer schon mindestens zwanzig Jahre tot sein, bevor er zu Ruhmestempel-Ehren kommt. Zweitens hat Strauß die mächtigere politische Statur. Das Kabinett, nach den Statuten zuständig, wird die Aufnahme von Strauß beschließen, das wird die Schmach im Berliner Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud vergessen machen.

Strauß wird auf Heinrich Heine folgen, der 2009 aufgestellt wird. Heine werden ein paar spöttische Zeilen dazu einfallen. Und die SPD muss nicht in Protest verfallen: Auch Willy Brandt wird eines Tages in die Walhalla kommen. Es wäre, des Streitens wegen, gut, wenn dann die Büsten von ihm und Strauß nebeneinanderstünden.

© SZ vom 28.07.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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