Süddeutsche Zeitung

CSU:Guttenberg ist wieder da - ein wenig

  • Ex-Wirtschafts- und Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg soll wieder in der CSU arbeiten: im Kompetenzteam Horst Seehofers.
  • Seehofer verbittet sich weitere Schlüsse.
  • Guttenberg hatte sich seit seinem Ausstieg aus der Politik immer mehr von Deutschland entfernt.

Von Wolfgang Wittl

Für einen Mann, der bereits Wirtschafts- und Verteidigungsminister gewesen ist, der sogar als Kanzlerkandidat gehandelt wurde, fällt dieser Schritt zurück in die Politik vergleichsweise klein aus. Aber es ist offenbar genau die richtige Einstiegshöhe, die sich Karl-Theodor zu Guttenberg wünscht. Der 43-Jährige wird in der CSU wieder eine aktive Rolle übernehmen. Er soll dem Kompetenzteam beitreten, das Parteichef Horst Seehofer mit Blick auf die kommenden Wahlen zurate ziehen will.

Er habe Guttenberg gebeten, dass er "sein ganzes Wissen und Können gegenüber unserer Partei und mir persönlich einbringt", sagt Seehofer. Und der Umworbene habe dem Werben nach reiflicher Überlegung stattgegeben.

Guttenberg werde die CSU "themenbezogen unterstützen"

Welche Auswirkungen die Liaison auf das CSU-Innenleben haben wird, dürfte spannend zu beobachten sein. Nach seinem Ausstieg 2011 aus der Politik, als er wegen seiner abgeschriebenen Doktorarbeit alle Ämter aufgab, hat sich Guttenberg immer mehr von Deutschland entfernt. Seinen Lebensmittelpunkt hat er mit seiner Familie an die US-Ostküste verlagert, als Chef einer Beratungsfirma reist er um die Welt, unter anderem im Auftrag der Europäischen Union.

Guttenberg werde die CSU "themenbezogen unterstützen", in der Außen- und Sicherheitspolitik und bei der Digitalisierung. Als "herausragender Kopf" solle er seine Kompetenz und sein Netzwerk einbringen, sagt Seehofer, dabei aber alle Freiheiten genießen. Ob und wann er Termine wahrnehme, sei allein ihm überlassen. Der berufliche Schwerpunkt werde weiter in seiner Firma liegen, das habe Guttenberg sich ausbedungen. Zum ersten Treffen könnte es in einigen Tagen kommen, wenn die CSU in ihrem außenpolitischen Club über eine Annäherung an Russland debattiert.

Ein Mann, der mit seinem Leben sehr zufrieden ist

Seehofer beteuert, dass aus der neuen Zusammenarbeit "keine weiteren Schlüsse" über weitere Aufgaben Guttenbergs zu ziehen seien, darin seien sich beide einig gewesen. Über Politik sei bei dem Treffen im August nicht gesprochen worden. Guttenberg habe einen lockeren und glücklichen Eindruck auf ihn gemacht - den eines Mannes, der mit seinem Leben sehr zufrieden sei. Doch in der Partei wird bereits darüber spekuliert, welche Fantasien der Baron aus Oberfranken diesmal beflügelt.

Im Moment koordiniert der Führungszirkel, dem Guttenberg angehören wird, die verschiedenen Ebenen der CSU von der Kommunal- bis zur Europapolitik. Mit Blick auf die Wahlen im Bund (2017) und im Land (2018) soll sich das Gremium aber verstärkt mit strategischen und personellen Fragen beschäftigen: Welche Kampagne wird gefahren? Wer kandidiert wo?

Ob Guttenberg dabei auch an sich denkt? Der wolle sich nicht binden, sondern nur seiner politischen Heimat helfen, sagt Seehofer. Andere denken, Seehofer benutze Guttenberg auch dazu, einen anderen Franken zu bändigen, den ehrgeizigen Finanzminister Markus Söder. Die Reaktionen bis zum CSU-Parteitag im November würden zeigen, ob weitere Schritte erwünscht seien.

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SZ vom 02.10.2015/ebri
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