Süddeutsche Zeitung

Kreuzpflicht in Bayern:CSU-Generalsekretär Blume beleidigt alle, die das Kreuz achten

"Religionsfeinde" oder "Selbstverleugner": So beschimpft Blume die, die Söders Kreuzpflicht kritisieren. Kennt man sich ein bisschen in der Welt aus, weiß man, dass das ein fundamentalistisches Argumentationsmuster ist.

Kommentar von Kurt Kister

Bei den ehemaligen CSU-Generalsekretären Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer wusste man manchmal nicht so genau, ob der eine oder andere Satz zur politischen Lage mangelndem Anstand, mangelnder intellektueller Durchdringungsfähigkeit oder ganz einfach der Lust am Geschrei, das sie für Debatte hielten, geschuldet war. Der neue Generalsekretär Markus Blume sei anders, hieß es. Das ist nicht so.

Blume hat jetzt gesagt, dass jene, die Söders Kreuzpflicht in den Eingangsbereichen staatlicher Gebäude kritisierten, entweder "Religionsfeinde" oder "Selbstverleugner" seien. So ist das also in der Wahrnehmung des angeblich so nachdenklichen Herrn Blume: Wer nicht der Meinung der CSU ist, ist entweder ein Feind Gottes oder tickt nicht ganz richtig. Wenn man sich ein bisschen in der Welt auskennt, weiß man, dass dies ein fundamentalistisches Argumentationsmuster ist. Und man weiß auch, dass die politische Instrumentalisierung von Religion Ursache vieler sehr ernster Konflikte ist.

Offenbar will die CSU, jedenfalls die Söder-Blume-CSU, den Bayern vorschreiben, wie sie ihr Land und ihre Religion zu verstehen haben. Seitdem in dieser Partei die Angst vor dem Verlust der absoluten Mehrheit umgeht, sind Söder und seine Hintersassen in einen Kulturkampfmodus verfallen. (Parteichef Seehofer schweigt dazu leider.) Und deswegen beleidigt der Generalsekretär Blume nun all die, die das Kreuz achten, und viele, die gläubig sind, aber im Kreuz eben kein geeignetes Symbol für Treppenhäuser und Eingangsflure sehen.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2018/jana
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