Mitten in Bayern:Ghost - Nachricht von Franz Josef

Politischer Aschermittwoch in Bayern - CSU

Fiktives Interview oder nicht: Irgendwie ist FJS doch überall. Etwa in der Kulisse des Politischen Aschermittwochs, der in diesem Jahr nur virtuell stattfinden konnte.

(Foto: dpa)

Die CSU veröffentlicht ein fiktives Interview mit ihrem Übervater. Hat die Partei nun Kontakt mit dem Jenseits aufgenommen? Oder doch bloß Sehnsucht nach der guten alten Zeit?

Glosse von Katja Auer

Den Kontakt ins Jenseits haben Menschen seit jeher gesucht, nicht nur jene, die ohnehin glauben, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Spiritisten etwa hatten im 19. Jahrhundert großen Zulauf, auch wenn sich deren Methoden, mit den Geistern Verstorbener zu kommunizieren, wissenschaftlich nicht halten ließen. Aber das Gläserrücken hat es hernach immerhin zu einer gewissen Partytradition gebracht.

Gelungen ist der Kontakt schließlich zumindest in Hollywood. Unvergessen wie Sam alias Patrick Swayze mit nacktem Oberkörper hinter Demi Moore an der Töpferscheibe hockt und mit matschigen Fingern sehr eindeutige Nachrichten aus dem Jenseits sendet.

Ob CSU-Generalsekretär Markus Blume ebenfalls mit Ton hantierte als er mit CSU-Ghost Franz Josef Strauß kommunizierte, ist nicht überliefert, sehr wohl aber das Ergebnis des Gesprächs. Nachzulesen als Interview "über immer gültige Wahrheiten" im Jahresmagazin der CSU.

Da darf Strauß seine alten Kalauer wiederholen als Antwort auf Blumes Fragen zur aktuellen politischen Situation. "Irren ist menschlich, aber immer irren ist sozialdemokratisch", heißt es über die SPD. Und Annalena Baerbock kriegt den Spruch ab, den sich einst Johannes Rau gefallen lassen musste: "Das Kanzleramt und das Kanzlerhemd waren ihr drei Nummern zu groß."

Der Grüne Anton Hofreiter wird tituliert als dieser "zum Messias herausgeputzte Pseudoprophet", da löst er als Ziel der Strauß'schen Tirade immerhin SPD-Kanzler Willy Brandt ab. Dann wird kräftig geschimpft und es fehlen freilich nicht "die rote Unterwanderung unserer Funk- und Fernsehhäuser", bis der Interviewer Blume einwirft, dass man so nicht reden dürfe. "Die CSU steht heute auf der hellen Seite."

Witzig? Geht so. Es bedarf keiner Erklärung mehr, warum die Ausdrucksweise von Franz Josef Strauß heutzutage eines demokratischen Politikers unwürdig wäre, ebenso wie seine dubiosen Affären und Geschäfte.

Viele CSU-Granden zitieren ihn dennoch bei jeder Gelegenheit, sei es, weil ihnen selbst nichts einfällt oder weil ihnen die Sprüche immer noch passend erscheinen. Oder um das auszudrücken, was sie sich selbst nicht zu sagen trauen. Alles keine beeindruckenden Argumente. Und das hätte Strauß ganz sicher drastischer formuliert.

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