CSU: Erwin Huber:In Liebe - Dein Erwin

Der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber spricht zwar von einem "Desaster" für seine Partei. Bei Bekanntgabe der ersten Hochrechnung sieht er jedoch gar nicht so geknickt aus.

Annette Ramelsberger

Gustav Heinemann wurde einmal gefragt, ob er sein Land liebe. Er antwortete: "Ich liebe meine Frau." Den Rest konnte man sich denken. Würde man heute Politiker jeglicher Couleur danach fragen, ob sie ihre Partei lieben, würde man sicher ähnlich distanzierte Antworten bekommen, nur von einem nicht.

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(Foto: Foto:)

Der Mann heißt Erwin Huber und hat seit früher Jugend ein Liebesverhältnis - auch zu seiner Frau, aber vielleicht sogar noch mehr zu seiner Partei, der CSU. Wenn einer wirklich mit seiner Partei emotional verbunden ist, dann ist das jener Huber, der mit den Schwarzen als junger Abgeordneter, Generalsekretär und Minister groß geworden ist, der schließlich im Herbst 2008 als CSU-Vorsitzender Verantwortung für die bis dahin schlimmste Niederlage der CSU übernommen hat und zurückgetreten ist. Einer, der sogar jetzt noch nicht von ihr lassen kann und immer noch im Landtag für sie arbeitet.

Es gibt - außer vielleicht Franz Müntefering bei der SPD - nur noch selten Politiker-Exemplare, die sich mit Stolz als Parteisoldaten bezeichnen: Huber aber tut das. Und man könnte es ihm fast abnehmen, dass ihm der fortschreitende Niedergang der CSU von der einst stolzen 50-Prozent-Partei persönlich zu schaffen macht.

"Es tut mir in der Seele leid um die CSU", sagt Huber, das sei eine "Katastrophe, ein Desaster, eine ganz schmerzliche Niederlage". Das Gesicht, das er bei Bekanntgabe der ersten Hochrechnung machte, sieht (auf dem Foto unten) ein klein wenig anders aus. Aber vermutlich freut sich Huber nur über den Erfolg von Angela Merkel im Bund.

Auf jeden Fall aber hat Huber, der sich ein ganzes Jahr mit Kritik, ja sogar mit Anmerkungen zu seinem Nachfolger Horst Seehofer zurückgehalten hat, eine kurze Nacht lang keine Hemmungen mehr, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

In Interviews warnt er vor "Populismus", "kurzfristiger Schnäppchenpolitik", "vor der Abkehr von klassischen CSU-Positionen" und fordert, dass seine Partei wieder "eine verlässliche, berechenbare klare Linie" findet und keine "Partei der Beliebigkeit" werden dürfe. Alles, was er offenbar unter seinem Nachfolger vermisst hat.

Am nächsten Morgen dann ist Huber wieder ganz Parteisoldat und gesellt sich brav in die CSU-Wagenburg. Es führe zu nichts, nun Personaldiskussion zu führen, sagt er diszipliniert. Diskutieren muss Huber aber auch gar nicht. Und er weiß das. Die Nadelstiche kommen nun von ganz allein. Bei seiner großen Liebe, der CSU.

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