Bundestagswahl in Bayern:Jeder zweite Wähler wählt CSU

Bundestagswahl 2013

Fast 50 Prozent für die CSU - Horst Seehofer jubelt.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Fast jeder zweite Wähler hat sich in Bayern für die CSU entschieden: Die Partei schneidet bei der Bundestagswahl noch stärker ab als bei der Landtagswahl. Parteichef Seehofer jubelt - und Bundesverkehrsminister Ramsauer pocht sofort auf die Einführung der Pkw-Maut für Ausländer.

Die CSU hat bei der Bundestagswahl in Bayern stark zugelegt. Nach dem vorläufigen Endergebnis kam die CSU auf 49,3 Prozent der Zweitstimmen. Das ist noch besser als bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag, als die Partei 47,7 Prozent geholt hatte. Wie schon bei der Bundestagswahl 2009 gewann die CSU zudem sämtliche 45 Wahlkreise in Bayern.

"Der Sieger des heutigen Abends steht fest: Das ist die Christlich-Soziale Union", sagte CSU-Chef Horst Seehofer in München. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche habe die CSU "ein famoses Ergebnis eingefahren"und erlebe "einen goldenen September".

Nach ihren Wahlerfolgen pocht die Partei weiter auf die Einführung einer Pkw-Maut für ausländische Autofahrer in Deutschland. "Dieses tolle Ergebnis ist auch eine überwältigende Zustimmung zu unserer Forderung der Einführung einer Pkw-Maut für ausländische Autofahrer", sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) im ZDF. Stephan Mayer, der Bundestagsabgeordnete aus Altötting, ist der neue Stimmenkönig in Bayern.

Die SPD erreichte in Bayern 20 Prozent - etwas weniger als bei der Landtagswahl, aber mehr als bei der Bundestagswahl 2009. "Wir hätten uns deutlich mehr Schwung erhofft für Bayern", sagte der SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold.

Für Aufsehen sorgte am Abend eine Meldung der Passauer Neuen Presse. In ihrer Online-Ausgabe berichtete sie, der Regener Landrat Michael Adam, bislang SPD-Hoffnungsträger, habe im Landratsamtes freimütig bekannt, dass er "heute zum ersten Mal CSU gewählt" habe. Seit einer Attacke im vergangenen Jahr auf Pronold (umgeben von "Speichelleckern") gilt das Verhältnis der beiden als zerrüttet.

Im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 legen beide Volksparteien zu - vor vier Jahren hatten sowohl die CSU als auch die SPD die schlechtesten Ergebnisse seit den fünfziger beziehungsweise vierziger Jahren erzielt. Die Wahlbeteiligung lag in Bayern bei 70,2 Prozent. Nach dem Negativ-Rekord im Jahr 2009 sank die Beteiligung damit nochmal um 1,5 Prozent.

"Es ist ein für uns katastrophales Ergebnis"

Wahlverlierer dieses Sonntags sind die kleineren Parteien, allen voran die FDP, die laut Hochrechnung von den 14,6 Prozent der Wahl 2009 massiv auf 5,1 Prozent verlor - zwei Drittel weniger als vor vier Jahren.

Im Saal des Hofbräukellers, wo die Münchner FDP ihre Wahlparty feiert, sind spitze Schreie zu hören. Der scheidende Bundestagsabgeordnete Rainer Stinner duckt sich wie getroffen weg. "Es ist ein für uns katastrophales Ergebnis", sagte er. "Der Ausdruck Schock ist das einzige, was mir dazu einfällt." Die ehemalige Wiesnchefin Gabriele Weishäupl, die für den Landtag kandidiert hatte, presst ihre Lippen zusammen und nickt kurz in sich hinein, als wollte sie sagen: Das war's dann für die FDP.

Bei der bayerischen FDP stehen nach den Niederlagen bei der Landtags- und Bundestagswahl personelle Konsequenzen ins Haus. Der stellvertretende FDP-Landesvorsitzende und bisherige Fraktionschef Thomas Hacker sagte am Sonntag im Bayerischen Fernsehen, der Landesvorstand werde sich Anfang Oktober zu einer Klausur treffen, "um eine Neuaufstellung zu diskutieren". Der Blick gehe jetzt nach vorn zu den bayerischen Kommunalwahlen im März 2014. FDP-Landesvorsitzende ist die bisherige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Wahlverlierer sind auch die Grünen, die von 10,8 wieder unter die zehn Prozent rutschen. Sie liegen bei 8,4 Prozent. Die Grünen hatten eigentlich gehofft, sowohl bei der Land- als auch bei der Bundestagswahl deutlich über zehn Prozent zu kommen. Weil die FDP aber noch schlechter abschneidet, sind die Grünen trotzdem drittstärkste politische Kraft in Bayern geworden.

AfD stärker als Linke

Die grüne Spitzenkandidatin bei der bayerischen Landtagswahl vor einer Woche, Margarete Bause, räumte Fehler ein. Es gelte nun, die Ursachen zu suchen und zu klären: "Was heißt das für die inhaltliche Neuaufstellung?", sagte Bause am Sonntagabend bei der Wahlparty ihrer Partei in München. "Wir sind schon ein bisschen vorbereitet durch den Frust vor einer Woche", ergänzte sie mit Blick auf das schlechte Abschneiden schon bei der Landtagswahl.

Die Freien Wähler liegen auch im Stammland von Parteichef Hubert Aiwanger mit 2,7 Prozent klar unter der Fünf-Prozent-Hürde. Da die Freien Wähler in anderen Bundesländern voraussichtlich noch sehr viel schlechter abschneiden als in Bayern, hat Aiwanger sein Ziel weit verfehlt, in die Bundespolitik vorzustoßen.

Aiwanger will sich durch das schlechte Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl aber nicht entmutigen lassen. "Das sehe ich als ganz ordentliches Ergebnis", sagte er am Sonntagabend zur ersten Prognose. "Wenn die FDP wirklich raus ist, wäre das für uns die große Chance, die Mitte zu besetzen."

Auch die Piraten sind in Bayern weit abgeschlagen bei 1,9 Prozent. Die Linke verschlechtert sich von 6,5 auf 3,8 Prozent. Die erst vor wenigen Monaten gegründete Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland dagegen schneidet in Bayern mit 4,3 Prozent sogar besser ab als Freie Wähler, Linke und Piraten.

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