CSU:Doch nur 85 Prozent für Seehofer

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Wie stets auf CSU-Parteitagen waren auch dieses Mal die Wahlergebnisse geschönt - mit Hilfe eines ganz einfachen Rechentricks.

Kassian Stroh

So schlecht, gemessen am CSU-Standard, waren die Ergebnisse der Parteiführung, dass die Wahlleiter das letzte davon schon gar nicht mehr in Prozenten bekanntgaben.

CSU-Chef Horst Seehofer. (Foto: Foto: Getty Images)

Nur 73,2 Prozent bekam Justizministerin Beate Merk am Samstag bei der Wahl als eine der vier stellvertretenden CSU-Vorsitzenden; das aber ergab sich erst später aus den gedruckten Ergebnislisten. Dabei war auch diese Zahl letztlich geschönt - wie stets bei CSU-Parteitagen.

Denn diese Prozentzahl drückt nur den Anteil der Ja-Stimmen an den abgegebenen gültigen Stimmen aus. Dass 58 der insgesamt 830 sich an der Wahl beteiligenden Delegierten ungültige Stimmzettel abgaben - also leere, mit Gekritzel oder irgendwelchen Phantasienamen ausgefüllte -, wurde nicht berücksichtigt. Andernfalls wäre Merks Ergebnis noch einmal deutlich schlechter gewesen: 68,1 Prozent.

Ihren Vize-Kollegen erginge es nicht anders, legte man die Zahl der abgegebenen Zettel zugrunde. Der frühere Europaabgeordnete Ingo Friedrich hätte nur 68,7 Prozent gehabt (statt der offiziellen 73,2 Prozent), Landtagspräsidentin Barbara Stamm nur 83,8 Prozent (statt 86,0), CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer nur 74,6 Prozent (statt 78,9). Auch für Parteichef Horst Seehofer stimmten nur 85 Prozent der Delegierten, offiziell lautet sein Ergebnis 88,1 Prozent.

Insgesamt bestand der Parteitag aus 967 Delegierten. Diese Zahl zugrunde gelegt wären die Ergebnisse noch viel schlechter und rangierten zwischen 58 Prozent (Merk) und 73 Prozent (Seehofer). An den einzelnen Wahlgängen beteiligten sich jeweils 830 bis 840 Delegierte.

Wo der Rest war, ist unklar - deshalb ist diese Form der Rechnung problematisch. Manche fuhren vielleicht gar nicht erst nach Nürnberg, andere reisten vielleicht früher ab. Die CSU-Parteizentrale lässt wissen, sie könne nicht ermitteln, wie viele Delegierte zum Zeitpunkt der Wahlen tatsächlich anwesend waren.

© SZ vom 21.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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