Der junge Baron aus Oberfranken hat schon bessere Zeiten erlebt. Zum Beispiel, als er als Wirtschaftsminister ein wirkungsloses Nein zu Opel-Hilfen ausgesprochen hatte. Heute als Verteidigungsminister kann er froh sein, wenn er beim Besuch auf der Fregatte Schleswig- Holstein Saure Zipfel aus Franken serviert bekommt. Denn Guttenberg, selbst Unteroffizier der Reserve, will die Bundeswehr reformieren, die Truppe verkleinern, Kasernen schließen, die Wehrpflicht womöglich abschaffen. In Bayern und in der CSU macht sich der 38-Jährige damit keine Freunde.
Dass er immer wieder damit kokettiert, er habe es nicht nötig, sich allen Widrigkeiten des Politikbetriebs zu unterwerfen, und sogar mit Rücktritt droht, ärgert besonders seinen Entdecker Horst Seehofer. Guttenberg startete direkt auf der Überholspur. Vor zwei Jahren war der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Kulmbach der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt, auch wenn er sich da schon als Obmann der Unionsfraktionen im Auswärtigen Ausschuss und als Transatlantiker einen Namen gemacht hatte.
Dann machte ihn Seehofer überraschend zum Generalsekretär, ein halbes Jahr später war er Minister in Berlin. Und seit Guttenberg zum politischen Spitzenpersonal gehört, ist die CSU auch für die Bunte interessant. Die Deutschen mögen den Baron, glaubt man den Umfragen. Und sie trauen ihm mehr zu: Dem jüngsten stern-RTL-Wahltrend zufolge halten ihn 34 Prozent der Bevölkerung geeignet für das Amt des Bundeskanzlers.