CSU:Die Kronprinzen

Gedrängel unter den potentiellen Seehofer-Nachfolgern: Mal liegt der eine vorne, mal der andere - im Moment führt Söder. Ein Überblick in Bildern.

Katja Auer und Mike Szymanski

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CSU:Horst Seehofer

Horst Seehofer, CSU, dpa

Quelle: dpa

Zwölf Apostel werde er sich heranziehen, verkündete CSU-Chef Horst Seehofer, als er vor anderthalb Jahren antrat. Er organisiere seine Nachfolge, sagte er, und wenn es so weit sei - wonach es momentan gar nicht aussieht - werde eine ganze Reihe potentieller Erben bereitstehen. Tatsächlich hat Seehofer in rasanter Geschwindigkeit die Partei erneuert und die 30- bis 40-Jährigen in verantwortungsvolle Positionen gebracht. Er hat sie in die Spur gesetzt - da müssen sie sich jetzt bewähren. Und am Ende wird sich zeigen, wer zum Überholmanöver ansetzt.

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CSU:Karl-Theodor zu Guttenberg

Zu Guttenberg Visits German Troops in Djibouti

Quelle: getty

Der junge Baron aus Oberfranken hat schon bessere Zeiten erlebt. Zum Beispiel, als er als Wirtschaftsminister ein wirkungsloses Nein zu Opel-Hilfen ausgesprochen hatte. Heute als Verteidigungsminister kann er froh sein, wenn er beim Besuch auf der Fregatte Schleswig- Holstein Saure Zipfel aus Franken serviert bekommt. Denn Guttenberg, selbst Unteroffizier der Reserve, will die Bundeswehr reformieren, die Truppe verkleinern, Kasernen schließen, die Wehrpflicht womöglich abschaffen. In Bayern und in der CSU macht sich der 38-Jährige damit keine Freunde.

Dass er immer wieder damit kokettiert, er habe es nicht nötig, sich allen Widrigkeiten des Politikbetriebs zu unterwerfen, und sogar mit Rücktritt droht, ärgert besonders seinen Entdecker Horst Seehofer. Guttenberg startete direkt auf der Überholspur. Vor zwei Jahren war der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Kulmbach der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt, auch wenn er sich da schon als Obmann der Unionsfraktionen im Auswärtigen Ausschuss und als Transatlantiker einen Namen gemacht hatte.

Dann machte ihn Seehofer überraschend zum Generalsekretär, ein halbes Jahr später war er Minister in Berlin. Und seit Guttenberg zum politischen Spitzenpersonal gehört, ist die CSU auch für die Bunte interessant. Die Deutschen mögen den Baron, glaubt man den Umfragen. Und sie trauen ihm mehr zu: Dem jüngsten stern-RTL-Wahltrend zufolge halten ihn 34 Prozent der Bevölkerung geeignet für das Amt des Bundeskanzlers.

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CSU:Manfred Weber

Landesparteitag Junge Union Bayern - Weber

Quelle: ag.dpa

Der Chef der mächtigen Niederbayern-CSU wollte eigentlich Generalsekretär werden, als 2009 ein Nachfolger für Guttenberg gesucht wurde. Seehofer entschied sich aber für Alexander Dobrindt. Es hieß, die Berliner wollten einen der ihren. Außerdem war Webers Name schon öffentlich genannt worden, bevor die Entscheidung endgültig gefallen war. Seehofer ärgerte sich - und Dobrindt wurde Generalsekretär. Was nicht heißt, dass Weber raus ist.

Seehofer vertraute ihm die Grundsatzkommission an und damit die Nachfolge von Vordenker Alois Glück. Grundsatzkommission bedeutet Partei-Studium. Edmund Stoiber knüpfte über diese Kommission sein Netzwerk, das ihn später an die Parteispitze hieven sollte. Zuvor war schon Theo Waigel Chef der Grundsatzkommission. Weber gilt als glaubwürdig und wertkonservativ, trägt lieber Trachtenjanker als Maßanzug. Im EU-Parlament ist der 37-Jährige ein wichtiger Mann. Seine Runden dreht Weber momentan eher außerhalb Münchens - aber sicher nicht für immer.

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CSU:Markus Söder

Schweinegrippe - Nun fünf Fälle in Deutschland

Quelle: ag.dpa

Der bayerische Umweltminister fühlt sich als natürlicher Kronprinz. Gerade steht er bei Seehofer wieder ganz hoch im Kurs. In der Diskussion um die Kopfpauschale gab er für Seehofer den Vollstrecker und wischte dem FDP-Bundesgesundheitsminister sein Konzept vom Tisch. Solche Schlachten liebt er.

Lange war Söder der Einzige seiner Altersklasse, dem sie in der CSU Führungsqualitäten zugesprochen haben - wenn auch widerwillig, denn beliebt ist Söder nicht. Wer nicht sein Freund ist, ist sein Feind. Dieses Verhaltensmuster hat er sich in seiner Zeit als Generalsekretär zugelegt.

Als Minister will er sein Raufbold-Image ablegen. Seit Guttenberg auf einer Sympathiewelle an ihm vorbeigeschwommen ist und andere wie Christine Haderthauer oder Georg Fahrenschon ebenfalls Machtansprüche anmelden, hat es Söder nicht mehr so leicht. Der 43-Jährige hat ein politisches Gespür, das anderen abgeht, und er denkt strategisch. Gerne erzählt er, dass er stundenlang mit Seehofer telefoniert - auch nachts, wenn es sein muss.

Im Moment telefonieren sie wieder häufig. Söder weiß, was er kann. Aber er ist halt nicht mehr der Einzige.

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CSU:Christine Haderthauer

Haderthauer und Seehofer

Quelle: ag.dpa

Die größte Gefahr für die Sozialministerin ist sie selbst. Die 47-Jährige ist mit einem Mundwerk ausgestattet, das wie ein Geschoss funktioniert. Weil sie manchmal zu lose damit um sich ballert, besteht aber die Gefahr, dass sich das Geschütz irgendwann gegen sie selber richtet. Wie am Freitag. Da hat sie die Politik der FDP mit der des chilenischen Diktators Pinochet verglichen. Sonst trifft es gerne Markus Söder. Den erklärte sie kürzlich öffentlich für ungeeignet für das Amt des Ministerpräsidenten. Haderthauers Karriere begann mit dem früheren CSU-Chef Erwin Huber, der die Ingolstädter Landtagsabgeordnete im 2007 als Generalsekretärin holte.

Eine Frau fürs moderne Image war gefragt. Der Wahlkampf ging allerdings gründlich daneben, die CSU verlor die absolute Mehrheit, Huber und Beckstein mussten ihre Ämter abgeben. Haderthauer auch - ihre Berufung zur Sozialministerin durch Seehofer kam daher einigermaßen überraschend. Aber der Frauenmangel in der CSU erlaubt den Verzicht auf ein Talent wie sie nicht.

Seehofer hat ihr das wichtige Thema der Familienpolitik aufgetragen. Die CSU will moderner werden. Haderthauer soll das übernehmen. Zum Fußballgucken bei der WM erscheint sie in Turnschuhen und Jeansjacke. Aber sie liebt den großen Auftritt. "Hadertooor" - steht auf ihrem Fan-Trikot. Die Ministerin hält sich einfach für einen Siegertyp.

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CSU:Georg Fahrenschon

Georg Fahrenschon

Quelle: ap

Das ist Seehofers leiser Mann fürs Schwierige. Der Finanzminister soll für Seehofer im Landesbank-Debakel aufräumen. Eine Altlast der Vorgängerregierung, die aber auch für Fahrenschon zum Problem geworden ist. Zumal ihm bei der Aufarbeitung ein paar Fehler unterliefen. Zu wenig Durchsetzungskraft gegen Seehofer war ihm da vorgeworfen worden. Und den ausgeglichenen Haushalt soll er außerdem noch retten. Wo dafür gespart werden soll, sagt Seehofer allerdings nicht.

Das Gestichel, wie es Söder und Haderthauer praktizieren, ist Fahrenschon wesensfremd. Zu wenig Machtwille wird dem 42-Jährigen deswegen gelegentlich nachgesagt, denn er regelt die Dinge lieber in Ruhe. 2007 holte ihn Günther Beckstein aus dem Bundestag und machte ihn zum Finanzstaatssekretär, ein Jahr später war er Minister. Unangefochten, denn es gab keinen, der es besser gekonnt hätte.

Allerdings fehlt ihm das Netz in der Fraktion, denn bei der Landtagswahl verfehlte er den Sprung ins Maximilianeum.

Momentan fährt Fahrenschon noch mit halbem Tempo. Immerhin versucht er, weniger steif und beamtenhaft aufzutreten. Das klappt schon ganz gut, wenn keine Kamera in der Nähe ist. Da geht noch was.

© SZ vom 26.6.2010/bica
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