CSU: Demo für den Ex-Minister:50 für Guttenberg

Die Guttenberg-Fans sammeln sich im Internet - sie wollen ihr Idol mit einem Demo-Tag würdigen. Doch den Protest aus dem Netz auf die Straße zu bringen, ist gar nicht so einfach. Von unverhoffter Seite könnte nun Unterstützung kommen.

T. Dorfer und H. Beitzer

GuttenplagWiki, die Proteststürme junger Wissenschaftler - schon bald nach dem Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg vom Amt des Verteidigungsministers war die Rede davon, dass das Internet den Freiherrn zu Fall gebracht habe. Nun, nachdem Guttenberg am Donnerstag auch offiziell sein Bundestagsmandat abgegeben hat, formieren sich - abermals im Internet - die Guttenberg-Befürworter. Die Facebook-Seite "Wir wollen Guttenberg zurück" hatte bis Donnerstagnachmittag schon mehr als 500.000 Fans, die Seite "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg" bringt es immerhin auf etwa 300.000.

Guttenberg will laut 'Bild' zuruecktreten

Guttenberg-Anhänger wollen am Samstag für ihr Idol demonstrieren. Doch die Organisation ist gar nicht so einfach.

(Foto: dapd)

Doch den Guttenberg-Anhängern reicht das nicht aus - sie wollen den Protest aus dem Netz auf die Straße bringen. Demonstrationen in mehr als 20 deutschen Städten planten die Unterstützer von "Karl-Theodor zu Guttenberg - die Demo" ursprünglich für den kommenden Samstag - unter anderem in Berlin, München, Köln und der oberfränkischen Gemeinde Guttenberg, wo das Schloss der Familie steht. "Ich denke nicht, dass wir damit eine Rückkehr Guttenbergs erreichen", sagt Sebastian Clören, der Initiator der Facebook-Seite. "Wir wollen ihm einfach nur zeigen, dass sein Rücktritt überstürzt war." Die Erwartungen im Netz sind groß: "Unsere Demos müssen in die Geschichte eingehen", schreibt ein User auf Facebook. Ob er sich da nicht vielleicht zu viel erwartet?

Bereits am Donnerstagabend kommt die Kehrtwende: Demonstriert wird nur noch in Hamburg, Köln und am Münchner Rindermarkt. Alle anderen Versammlungen sind "aufgrund der mangelnden Organisatoren" offiziell abgesagt, heißt es auf der Facebook-Seite. Wobei auch das nicht der Weisheit letzter Schluss sein muss: In den Kommentaren zu dem Eintrag schreibt ein User: "Die DEMO in Guttenberg findet auch statt." Andere schreiben, die Versammlung in Frankfurt sei auch "geregelt".

48 Stunden vorher sollten die Versammlungen angemeldet sein - doch das haben die Organisatoren offenbar nicht geschafft. In Regensburg erzählt Ordnungsamtschef Alfred Santfort, dass eine "unvollständige Anzeige" eingegangen sei, die "so nicht bearbeitet werden" könnte. Die Nürnberger Stadtverwaltung hatte immerhin eine telefonische Ankündigung erhalten. In Würzburg wurde ein eingereichter Antrag wieder zurückgezogen.

Nicht angemeldete Demonstrationen könnten zum Problem werden - weniger für die Teilnehmer, als vielmehr für den Organisator. Wer eine Versammlung nicht anmeldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit, sagt ein Sprecher der Münchner Polizei. Er müsse mit einer Anzeige und einer Geldbuße rechnen. Abgeblasen werden müsse die Demonstration dagegen nicht. Üblicherweise würde die Veranstaltung "unter Auflagen" spontan gestattet. Die Münchner Polizei ist solche Fälle bereits gewohnt: Für den Notfall stehen immer 50 bis 60 Beamten "in Bereitschaft", wie der Sprecher sagt.

"...sonst machen wir uns lächerlich"

In der Landeshauptstadt selbst ist die Versammlung seit Donnerstagmittag offiziell angekündigt, wie eine Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats sagt. Weil jedoch am Marienplatz, wo die Demonstration ursprünglich stattfinden sollte, ab Sonntag Fasching gefeiert wird und am Samstag die Vorbereitungen dafür laufen, müssen die Guttenberg-Anhänger auf dem Rindermarkt demonstrieren.

Überhaupt haben sich die Unterstützer des ehemaligen Verteidigungsministers möglicherweise einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. "Ich glaube nicht, dass das mitten in der Karnevalszeit in Köln oder Düsseldorf einen wirklichen Sinn macht", sagt eine Userin auf Facebook. Und ein anderer witzelt: "Lass mich raten: Die Polizei spricht von 100.000 Demonstranten. Und alle in Verkleidung." Demo-Organisator Clören gesteht, er habe gar nicht daran gedacht, dass in Köln Karneval ist. "Und außerdem wusste ich nicht, dass man in Berlin vor dem Bundestag gar nicht demonstrieren darf."

Dennoch rechnet Clören bundesweit mit 500.000 Demonstranten - und das, obwohl in der Facebook-Gruppe bis Donnerstagabend erst 2500 Guttenberg-Fans ihr Kommen angekündigt haben. "Ich find' es so genial. 300.000 wollen anscheinend Guttenberg zurück", spottet ein User. Aber nur wenige seien bereit, dafür auch etwas zu tun. Dass sich letztlich die Zahl der Demonstranten in Grenzen halten könnte, verdeutlichen die Zahlen der Organisatoren: In München sollen laut Veranstalter lediglich 50 bis 100 Anhänger mitmachen.

"Ich hoffe es werden noch mehr teilnehmen, sonst machen wir uns am Samstag lächerlich und da kann die Gruppe noch so viele Mitglieder haben", schreibt ein Guttenberg-Fan auf Facebook.

Kommunistisches Bündnis pro Guttenberg

Unverhoffte Unterstützung könnte derweil ausgerechnet aus dem extrem linken Lager kommen: Im Netz ruft ein "Kommunistisches Bündnis pro Guttenberg" zur Teilnahme linker Gruppen an den Solidaritätskundgebungen am Samstag auf.

Die etwas eigenwillige Logik dahinter: Dass Guttenberg in seiner Doktorarbeit wortgleich Passagen aus anderen Texten übernommen habe, sei als Kritik des CSU-Politikers an den bestehende Eigentumsverhältnissen zu verstehen, heißt es in dem Mobilisierungsaufruf auf der Internetseite der Gruppe. Der ehemalige Verteidigungsminister habe den "kapitalistischen Normalzustand von Leistungszwang" durchbrochen. Auch Wissen müsse vergesellschaftet werden. Oder, noch kürzer: "Copy + paste = communism."

Die Ernsthaftigkeit des Aufrufs stößt freilich selbst bei den Kommentatoren auf geteilte Meinung. Hierzu nur ein Zitat aus der Initiatoren des Bündnisses: "ACHTUNG: Das hier ist KEINE IRONIE. Wir meinen es ernst. Wirklich. Also, jetzt ganz ehrlich", schreiben sie auf der zugehörigen Facebook-Seite.

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