Es sieht nun ganz danach aus, dass Alexander Dobrindt als Bundesinnenminister für die CSU in das Kabinett Merz eintreten wird. Das ist insofern interessant, weil die „Innere Sicherheit“ zum sogenannten Markenkern der Partei gehört. Dobrindt wiederum gehört zu jener Kategorie von Politikern, deren Leistung zum guten Teil darin besteht, dass sie sich schon so lange gehalten haben. Andererseits steigt Dobrindt als Innenminister in nicht allzu große Schuhe seiner Vorgänger, speziell derjenigen aus der CSU.

Friedrich Zimmermann hatte es im Zuge der bayerischen Spielbankenaffäre 1960 immerhin zum legendären Spitznamen „Old Schwurhand“ gebracht und später als Innenminister unter Helmut Kohl zum Ruf als Linkenfresser. Hans-Peter Friedrich hingegen hätte sich wahrscheinlich sogar über einen Spitznamen gefreut, so aber geht er als einer der unbekanntesten Spitzenpolitiker in die Geschichte der CSU ein. Wahrscheinlich muss sogar Parteichef Markus Söder ab und zu nachgoogeln, was dieser Friedrich eigentlich macht: Er war angeblich von März 2011 bis Oktober 2013 Bundesinnenminister und scheint immer noch CSU-Bezirksvorsitzender von Oberfranken zu sein.

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Horst Seehofer schließlich wechselte im Frühwinter seiner Karriere nur deshalb ins Bundesinnenministerium, weil er sich von Söder nicht einfach so vom Hof jagen lassen wollte. Während seiner Amtszeit von 2018 bis 2021 war ihm stets anzumerken, wie wenig Bock er noch auf den ganzen Zirkus hatte.
Man könnte also die Berufung von Dobrindt für durchaus konsequent halten. Andererseits gibt es daheim in Bayern einen CSU-Innenminister, der wie ein Monolith der Stoiber-Ära aus der politischen Landschaft ragt: Joachim Herrmann ist schon so lange dabei, dass seine ältesten Pressemitteilungen noch auf Papyrus überliefert sind. Seit fast 18 Jahren hält er das Chefzimmer am Münchner Odeonsplatz besetzt. Er hat das Kunststück fertiggebracht, all die Jahre ohne einen Skandal oder Ausrutscher zu überstehen, sieht man von einem Unfall mit einem Bagger beim Fototermin ab.
Herrmann trifft in fast jeder Situation den richtigen Ton. Seine Statements sind von geradezu notarieller Verbindlichkeit. Er hat noch nie sein Schnitzel gepostet. Herrmann zeigt, dass ein konservativer Innenminister ohne Scharfmacherei auskommen kann. Anscheinend genügt auch Sachkompetenz, um einen guten Job zu machen. Deswegen schätzt ihn die bayerische Polizei genauso wie die große Mehrheit der Bürger. Kurzum: Herrmann ist der wahrscheinlich beste Innenminister Deutschlands.
Es gibt das Sprichwort, dass man einen alten Baum nicht mehr verpflanzen soll. Das mag zutreffen, aber schade ist es schon.