CSU:Barbara Stamm will wieder in den Landtag

Sondersitzung des bayerischen Landtags

Markus Söder Barbara Stamm im Landtag bei der Vereidigung zum neuen Ministerpräsidenten: Diese Szene sollte sich nach Söders Wunsch im Oktober wiederholen.

(Foto: dpa)

Sie gilt als das soziale Gewissen der CSU - und hat in der Geschichte der Partei mehr Stimmen geholt, als jede andere Frau. Markus Söder kann schon mal die Dankesblumen für sie ordern.

Kolumne von Wolfgang Wittl

Auf zwei Personen komme es ihm besonders an, sagte Horst Seehofer, als er noch dachte, er werde die CSU im Herbst ein weiteres Mal als Ministerpräsident in die Landtagswahl führen. Zwei aus dem Kreis derer, die im rentenfähigen Alter Politik machen, sollten ihn bitteschön auf dem Weg in die Mutter aller Schlachten begleiten, wenn schon er mit dann 69 Jahren voran marschiere.

Der eine war Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, die andere Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Die Dinge haben sich für Seehofer bekanntlich anders entwickelt als erhofft, und auch bei seinen Wunschkandidaten weiß man mittlerweile mehr. Der Niederbayer Brunner hat zum Bedauern des neuen Ministerpräsidenten Markus Söder entschieden, dass er sich künftig um Familie und Bauernhof kümmern will. Stamm hingegen wird wieder antreten, ein elftes Mal, wie sie ihre Wähler via Main-Post nun wissen lässt.

Für Söder und die CSU ist das eine erfreuliche Nachricht. Keine Frau hat in der Geschichte der Partei mehr Stimmen geholt als die 73-Jährige. Seit 1976 sitzt sie im Landtag, zu ihren offiziellen Titeln gehörten Ministerin, stellvertretende Ministerpräsidentin und soziales Gewissen der CSU (letzterer noch immer). Und hätte sie Anfang des Jahrtausends nicht im BSE-Skandal das Kabinett verlassen, wäre sie vielleicht Bayerns erste Regierungschefin geworden. Edmund Stoiber ließ sie fallen, sie ist ihm bis heute gram. Doch die Liebe zur Partei hat Stamm nie verloren.

Den letzten Beweis liefert sie jetzt mit ihrer Listenkandidatur. Es wäre mehr als eine Sensation, würde Stamm wieder in den Landtag einziehen, denn die Konkurrenz ist noch größer (AfD) und der Platz noch kleiner geworden. Weil Oberbayern an Einwohnern zulegt, muss Stamms Heimat Unterfranken ein Mandat an den Süden abgeben.

Doch kampflos abdanken will die Stimmenkönigin nicht - auch wenn ihr einst gutes Verhältnis zu Söder im Machtkampf der vergangenen Monate gelitten hat. Besonders erzürnt war sie über ihn, als Söder ausgerechnet an jenem Tag Leistungskürzungen für Flüchtlinge forderte, an dem Stamm im Landtag zum Empfang für Flüchtlingshelfer geladen hatte. Söder schickte ihr zur Versöhnung Blumen. Nun kann er den nächsten Strauß ordern - als Dank für den wohl letzten Dienst an der Partei.

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