Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Söder fordert Notfallwirtschaft

  • Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will Schutzkleidung schneller herstellen lassen. Deutschland müsse Masken und Handschuhe selbst produzieren.
  • Bayerische Unternehmen arbeiten zur Zeit an einem Corona-Schnelltest. Damit wären künftig Zehntausende Tests pro Tag möglich.

Von Lisa Schnell

Um eine Überforderung des Gesundheitssystems wegen des Coronavirus zu verhindern, dringt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) darauf, die Produktion von Schutzkleidung und Beatmungsgeräten in Deutschland deutlich zu erhöhen. "Wir brauchen eine Umstellung der Produktionskapazitäten auf diese Notfallwirtschaft", forderte Söder am Montag in einer Pressekonferenz in München.

Nötig seien "nationale Notfallpläne" und "eine klare, einheitliche Struktur". Zudem müsste nicht nur die Produktion etwa von Schutzmasken, sondern auch die Geschwindigkeit drastisch erhöht werden. "Wir können nicht die gleiche Dauer von Zeitachsen haben, die wir in ganz normalen Zeiten hätten", sagte Söder. Damit in der Krise kein Chaos entstehe, müssten Aktionen gebündelt werden. "Die Räder müssen ineinandergreifen und nicht parallel fahren", sagte Söder. Er selbst habe durch persönliche Gespräche mit Siemens erreicht, dass der Konzern pro Woche eine Million Schutzmasken zur Verfügung stellt. Ein Siemens-Sprecher bestätigte, dass für Bund und Land im April jeweils eine Million Schutzmasken bereitgehalten würden. Auch der Automobilhersteller BMW hat in Bayern seine Produktion teilweise umgestellt. Insgesamt würden in Bayern pro Tag 10 000 Masken gefertigt, sagte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

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Am Wochenende seien eine Million Masken verteilt worden. Auch das dürfte den Bedarf aber bei Weitem nicht decken. Allein die niedergelassenen Ärzte in Deutschland brauchen laut einer vom AOK Bundesverband am vergangenen Freitag den Krankenkassen geschickten Liste in den kommenden sechs Monaten Schutzkleidung in immensem Umfang. Benötigt würden 115 Millionen einfache Mund-Nasen-Schutzmasken, fast 47 Millionen Masken der Qualitätsstufe FFP2 sowie 7,5 Millionen der noch höheren Qualität FFP3. Hinzu kommen 63 Millionen Einmalschutzkittel, dazu 3,7 Millionen Schutzbrillen und etwas mehr als 55 Millionen Packungen mit Einmalhandschuhen. Das seien Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen.

Auf dem Markt herrsche eine "Wild-West-Mentalität", sagte Söder und warnte davor, bei der Verteilung nach dem Prinzip "Rette sich wer kann" zu verfahren.

Bayerische Unternehmen arbeiten zudem an einem Corona-Schnelltest, mit dem Zehntausende Tests pro Tag möglich sein sollen. Laut Wirtschaftsminister Aiwanger soll er Anfang Mai einsatzbereit sein. "Kein Land der Welt ist bisher so weit", sagte Aiwanger.

Mit Blick auf Diskussionen um die Zeit nach dem Ende von Ausgangsbeschränkungen wandte sich Söder gegen eine "Exit-Debatte", wie sie etwa der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), angestoßen hatte. Diese komme "zur Unzeit", sagte Söder. Angelehnt an die Vorgaben von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werden die Ausgangsbeschränkungen auch in Bayern bis zum 19. April verlängert. Das Saarland beschloss ebenfalls eine Verlängerung bis einschließlich 20. April. Mitte April sollen alle Bundesländer gemeinsam über die Wirksamkeit der Maßnahmen sprechen.

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SZ vom 31.03.2020/mmo
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