Süddeutsche Zeitung

Geld für Pflegekräfte in Corona-Pandemie:Der Bonus lässt auf sich warten

300 bis 500 Euro soll jede Pflegekraft als Dank in der Corona-Krise erhalten, doch es gibt Ärger: Von rund 180 000 Anträgen wurden bislang nur gut 7000 bearbeitet.

Von Dietrich Mittler

Gedacht als Dankesgeste für die in der Corona-Krise stark belasteten Pflegekräfte löst der bayerische Pflegebonus nicht nur Beifall aus, sondern auch starke Kritik. Ministerpräsident Markus Söder hatte Anfang April die Zahlung in Höhe von 300 beziehungsweise 500 Euro mit Blick auf eine geplante Bonuszahlung des Bundes auf Facebook so angekündigt: "Wir in Bayern reden nicht nur darüber - wir machen das." Noch immer stößt die steuerfreie Zahlung, die sich in ihrer Höhe nach der geleisteten Wochenarbeitszeit von jeweils mehr oder von weniger als 25 Stunden richtet, auf Zustimmung. Ärger löst mittlerweile aber aus, dass die Zahl der Genehmigungen weit hinter jener der Anträge zurückbleibt.

Das Gesundheitsministerium selbst nannte am Dienstag folgende Zahlen: Demnach liegen nun rund 181 000 Anträge vor. Mittlerweile sei in gut 7000 Fällen der Pflegebonus ausgezahlt worden. "Von einem langsamen Vollzug kann keine Rede sein", erklärte ein Sprecher des Ministeriums als Reaktion auf einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks, in dem darüber berichtet wurde, dass das Landesamt für Pflege bislang bei mehr als 154 000 Anträgen nur 1000 Genehmigungsbescheide herausgeschickt habe. Aus dem Ministerium heißt es, mit den Bescheiden habe das Landesamt "erst am 4. Mai beginnen" können, denn die Richtlinie zum Corona-Pflegebonus sei mit dem 30. April in Kraft getreten. Auch danach habe die Arbeit geruht. "Der 1. Mai war ein Feiertag, darauf folgte ein Wochenende", teilte der Ministeriumssprecher mit. Und: Eine Vollzeitkraft könne maximal nur gut 100 Anträge pro Tag bearbeiten. Deshalb würden die Personalkapazitäten nun erweitert.

Die Kritik am Vorgehen des Landesamts hält dennoch an. Siegfried Hasenbein, der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, gehört zu jenen, die zwar den Pflegebonus an sich für "sehr begrüßenswert" halten. Aber dennoch: "Von der Verkündung bis zur Umsetzung vergingen Wochen", sagte Hasenbein. Und so etwas löse "Irritationen" aus. Außerdem lasse sich die Bearbeitung der Anträge wesentlich effektiver gestalten.

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SZ vom 13.05.2020/vewo
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