Coronavirus:Bayern bereitet sich auf Schulschließungen vor

Coronavirus - Schule in München geschlossen

Söder will unter anderem prüfen lassen, "welche Möglichkeiten bestehen, Homeschooling zu machen."

(Foto: dpa)
  • Bis Freitagvormittag will die Staatsregierung entscheiden, ob Bayerns Schulen wegen des Coronavirus geschlossen werden sollen.
  • Ministerpräsident Söder hat die Ministerien angewiesen, sich auf einen solchen Fall vorzubereiten.
  • Unabhängig von bayernweiten Schließungen könnten in München bald alle Schulen dicht machen.

Von Anna Günther, Ekaterina Kel und Lisa Schnell

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) weist seine Ministerien an, sich auf baldige flächendeckende Schulschließungen vorzubereiten. Bis zu diesem Freitagvormittag will die Staatsregierung entscheiden, ob Bayerns Schulen wegen des Coronavirus dicht machen. "Ich schließe nicht aus, dass wir Schulschließungen haben werden", sagte Söder auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin, deren Vorsitz Bayern hat. Söder wollte noch die Gespräche mit dem Bund am Donnerstagabend abwarten, ein Alleingang Bayerns ist aber nicht auszuschließen.

Die Situation in Südbayern sei eine ganz andere als in Bremen, sagte Söder: "Am Ende ist es so, dass wir stärker betroffen sind. Wir spüren das." Als Ministerpräsident stehe der Schutz der Bevölkerung für ihn "an oberster Stelle". Neben den Schulen müsse es auch eine Lösung für Kitas geben, sagte Söder. Schulschließungen seien zudem nur in Verbindung mit einer Notfallbetreuung für relevante Zielgruppen wie Ärzte oder Krankenpfleger möglich. Damit soll verhindert werden, dass in Krankenhäusern und Alten- oder Pflegeheimen Personal fehlt, weil Eltern bei ihren Kindern zuhause bleiben. Wie eine solche Betreuung genau aussehen könnte, ist noch unklar.

Sowohl aus dem Sozialministerium, als auch aus Gesundheits- und Kultusministerium heißt es, dass an entsprechenden Plänen gearbeitet werde. Auch ein weiteres Problem muss gelöst werden: Bis jetzt wurde in der Staatskanzlei auch deshalb von generellen Schulschließungen abgesehen, weil verhindert werden sollte, dass Eltern ihre Kinder zu den Großeltern geben und damit eventuell eine Risikogruppe gefährden. Söder betonte, er könne noch nicht auf alle Fragen Antworten geben. Man müsse alles abwägen: "Das kann man jetzt nicht aus der hohlen Hand schütteln." Tendenzen zu Schulschließungen aber seien da und offenbar auch der Wille zu handeln.

"Ich befürchte, dass wir schneller und klarer entscheiden müssen, als es in der Vergangenheit der Fall war", sagte Söder. Er ging zudem auf die anstehenden Abiprüfungen ein. Es sei wichtig, dass das Abitur stattfinde und dies im Einklang mit allen Ländern passiere, sagte er. Schüler-, Eltern-, Lehrer- und Direktorenvertreter am Gymnasium forderten einen runden Tisch im Ministerium, um die Folgen für das bevorstehende Abitur zu klären. Die ersten Prüfungen beginnen bald nach den Osterferien. Kritischer als die Abiturprüfung selbst sehen einige Lehrer die Klausuren in den kommenden Wochen, die in die Abiturnote einfließen.

Söder will zudem prüfen lassen, "welche Möglichkeiten bestehen, Homeschooling zu machen." Am Donnerstagnachmittag ging eine Anweisung des Kultusministeriums an alle Schulen raus, wonach sie sich auf digitales Arbeiten vorbereiten und sicherstellen müssen, dass Schüler- und Lehrerzugänge zum Schulnetzwerk Mebis funktionieren. Dass Mebis einen Zugriff Tausender Schüler gleichzeitig aushalten würde, bezweifelt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Bei einem Test seiner Schule - Meidinger ist auch Direktor eines Gymnasiums in Deggendorf - sei das Netzwerk sehr langsam gewesen.

In Richtung Staatskanzlei gab Meidinger zu bedenken, dass es keinen Sinn habe, die Kinder von den Schulen in die Jugendtreffs zu schicken. Betreuung müsse stattdessen in kleinen Gruppen stattfinden, dafür sei gesellschaftliche Solidarität gefragt. "Es nutzt ja wenig, wenn die Jugendlichen dann wieder in großen Gruppen in Kinos oder Kneipen sitzen", sagte Meidinger. Unabhängig von bayernweiten Schließungen könnten bald in München alle Schulen dicht machen. Sie halte das für den richtigen Schritt, sagte die Gesundheitsreferentin der Stadt München, Stephanie Jacobs. Derzeit sind mehr als 100 der 6000 Schulen in Bayern geschlossen.

Auch in anderen Bereichen könnte es bald gravierende Änderungen geben. Für Krankenhäuser und Altenheime müsse man sich ebenfalls dringend etwas überlegen, sagte Söder: "Die Lage verschlechtert sich täglich."

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