Gesundheitsministerin Melanie Huml:Krisenmanagerin im Abseits

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Sie kann's ja doch: Melanie Huml nimmt in einer Pressekonferenz über die Ausbreitung des Coronavirus Stellung. (Foto: dpa)

Bayern hat ein eigenes Gesundheitsministerium, das klingt sinnvoll in Zeiten der Corona-Krise. Doch Ressortchefin Melanie Huml fällt kaum auf - im Scheinwerferlicht stehen andere.

Kolumne von Lisa Schnell

In Krisenzeiten rücken Personen ins Scheinwerferlicht, die man sonst kaum oder ganz anders wahrgenommen hat. Innenminister Joachim Herrmann etwa. Der wurde früher Balu, der Bär, genannt. Dann kamen allerlei Krisen bis hin zu einem Amoklauf und Herrmann wurde zum Krisenmanager, den man sogar in Berlin kannte und schätzte.

Oder Jens Spahn: Seitdem das Coronavirus in Deutschland grassiert, hängt das Land an seinen Lippen. Aber halt, war der erste Corona-Fall nicht in Bayern? Und gibt es hier nicht auch eine Gesundheitsministerin? Melanie Huml verschickte bislang viele Pressemitteilungen in der Art: Im Sommer die Sonnencreme nicht vergessen! Wichtige Hinweise, und doch fragten sich manche, ob es das in Bayern überhaupt braucht, ein eigenes Gesundheitsministerium." Jetzt fragt sich das niemand mehr. Jetzt ist Corona-Alarm und Huml aufgestiegen. Von der Sonnencreme-Mahnerin zur Corona-Managerin! Von der Frau, die Markus Söder impfte, damit der ein gutes Foto hat, zur Frau, die Bayern rettet. Theoretisch zumindest.

Praktisch gab Humls Haus zwei Pressekonferenzen seit dem ersten Corona-Fall vor sechs Wochen. In der ersten sprach sie kaum zwei Sätze und gab dann an den Experten ab, obwohl Huml selbst Ärztin ist. Sympathisch bescheiden oder zögerlich, das kann man so oder so sehen. Über den Krisenstab, den Huml leitet, hört man, dass mehr Stringenz nicht schaden würde und manch einer fragt sich, was eigentlich der Krisenmanager Herrmann denkt, wenn er dem Treiben so zuschaut. Was man selbst denken soll, ist manchmal auch nicht ganz klar, wenn Huml spricht, etwa diesen Dienstag nach dem Kabinett. Sie redet dann sehr langsam, fast elegisch, von den neuen Maßnahmen.

Über die erfährt man, dass sie beraten würden und angepasst, dass man sich intensiv mit ihnen beschäftige, sich ansehe, wie es andere machten und nachdenke, was die neuesten Zahlen bedeuteten. Was genau nun beschlossen wurde, das erfährt man erst ein bisschen später. Ist aber nicht so schlimm. Ministerpräsident Markus Söder hatte zu Beginn schon das Wichtigste zusammengefasst und zwar: kurz, verständlich, klar. Und noch etwas klärte Söder: Wem das Scheinwerferlicht dieser Krise gehört.

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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