Strenge Einreisevorschriften:"Die Tests müssen engmaschig sein"

Coronavirus - Testpflicht an Grenze zu Tschechien

Pendler-Pech: An der Grenze zwischen Tschechien und Bayern bilden sich am Montag, wie in Furth im Wald, wegen der strengen Einreisebestimmungen lange Schlangen vor den Corona-Teststationen.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Corona-Teststationen an der tschechisch-bayerischen Grenze erleben einen Ansturm durch Pendler. Der Chamer Landrat findet die Testpflicht richtig.

Von Viktoria Großmann und Matthias Köpf

Manch einer ist am Montagmorgen wohl entnervt an der tschechisch-bayerischen Grenze umgekehrt. Die Zollner AG versuchte ihre 460 Pendler im Stau mit Brezen bei Laune zu halten und hat deren Schichten angepasst. "Einige Betriebe haben Angst, dass ihre Mitarbeiter irgendwann nicht mehr kommen", sagt Richard Brunner von der IHK Oberpfalz. Stunden lange Wartezeiten gab es schon am Sonntag beidseits der Grenze an den Teststationen. Weil Tschechien am Freitag zum Hochinzidenzgebiet erklärt wurde, müssen Einreisende einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist - heißt für Berufspendler: alle zwei Tage anstehen für einen neuen Test.

Franz Löffler (CSU) findet es richtig. Der Landrat von Cham hat schließlich schon im Oktober eine Testpflicht für Pendler erlassen, die später aber gerichtlich verworfen wurde. Die Inzidenzen waren schon damals hoch genug. "Das mutierte Virus ist eine große Gefahr, die Tests müssen engmaschig sein", sagt er. Man achte aber darauf, alles "praktikabel und flüssig" zu organisieren. Der Landkreis Cham hat extra an den Grenzübergängen Furth im Wald und Waldmünchen übers Wochenende zwei weitere Teststationen errichtet. "Sie lassen sich vorher registrieren, machen an der Grenze den Abstrich und erhalten auf dem Weg zur Arbeit das Ergebnis", erklärt Löffler.

Coronavirus Corona - Teststationen für Grenzpendler

Der negative Corona-Test darf nicht älter als 48 Stunden sein.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Falls das Ergebnis positiv ist - am Montag bei zwei von 900 Tests -, erfährt auch das Landratsamt davon, und von dem erfährt es der Arbeitgeber. Dass die Tests für die tschechischen Berufspendler kostenfrei sind, findet Löffler selbstverständlich. "Sie zahlen hier schließlich auch Steuern." Ob in Logistik, Baugewerbe, Medizintechnik oder Pflege, in der wirtschaftlichen Boomregion an der Grenze ist man auf die Fachkräfte angewiesen. Im Kreis Tirschenreuth hat das BRK deshalb bereits am Wochenende getestet.

Nun zieht man auch auf tschechischer Seite nach. Teststationen sollen auch an den Grenzübergängen Železná Ruda und Strážný entstehen, verkündete der tschechische Premier Andrej Babiš auf Facebook. In Pomezí nad Ohří bei Cheb vor dem Grenzübergang Schirnding betreibt nun die Feuerwehr eine mobile Teststation, Soldaten müssen aushelfen. Am Dienstag soll schon um vier Uhr morgens geöffnet werden.

Cheb ist der am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Kreis in Tschechien: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist am Montag auf 1070 Infizierte pro 100 000 Einwohner gestiegen. Wohl auch wegen solcher Zahlen ließ sich Ministerpräsident Markus Söder in einem Telefonat mit Andrej Babiš am Montag nicht davon überzeugen, Ausnahmen für Pendler zuzulassen, wie Sachsen es tut. Im Landkreis Cham mit seinen etwa 4500 Pendlern aus Tschechien ist die Inzidenz indessen auf 112 gesunken. Ob das Virus nun aus Tschechien eingeschleppt wurde, darauf will sich Landrat Löffler nicht festlegen. "Tatsache ist, die Mobilität ist hoch, und wir wussten von vielen Fällen, weil wir viel getestet haben."

An der Grenze zu Österreich, das derzeit nicht als Hochinzidenzgebiet gilt, blieb die Lage am Montag vergleichsweise entspannt. Das Testzentrum des Landkreises in Bayerisch Gmain sei zwar gut ausgelastet gewesen, hieß es aus dem Landratsamt in Bad Reichenhall. Viele Grenzgänger seien schon Ende vergangener Woche zum Testen gekommen. Am Nachmittag ging ein zweites Testzentrum in Freilassing in Betrieb, wo es besonders viel Grenzverkehr mit der benachbarten Stadt Salzburg gibt.

Im Bundesland Salzburg lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag nach Angaben der Landesregierung bei 208,1 - und damit auf dem gleichen Niveau wie im Berchtesgadener Land. Warum die Werte dort trotz eines frühen lokalen Lockdowns im Oktober immer noch deutlich über dem bayerischen Schnitt liegen, kann man sich im Landratsamt weiterhin nicht genau erklären. Die Grenznähe und der intensive Austausch mit Salzburg könne schon ein Faktor sein, sagt Landkreis-Sprecherin Alexandra Rothenbuchner - einer unter mehreren. Inzidenz-Treiber waren zuletzt auch im Berchtesgadener Land Ausbrüche in Heimen und ähnlichen Einrichtungen.

Dass Grenznähe nicht grundsätzlich mit erhöhten Inzidenzen einhergehen muss, zeigt sich am Landkreis Altötting, wo der Wert bis auf zwei kleinere Spitzen zuletzt beständig unter 150 geblieben ist. Dabei pendeln vor allem in die großen Chemiewerke in und um Burghausen rund 3500 Arbeitnehmer aus Österreich ein. Womöglich wirke es sich positiv aus, dass diese Grenzgänger überwiegend in Großunternehmen mit ausgeklügelten und gut überwachten Hygienekonzepten tätig seien, mutmaßt Robert Müller, Büroleiter des Altöttinger Landrats Erwin Schneider. Dass die Inzidenzen der Werksbelegschaften etwa derjenigen im ganzen Landkreis entsprechen, wertet Müller als Anzeichen dafür, dass das Coronaproblem im Landkreis kein rein importiertes ist.

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