Bayern:Ein Ort sucht Schuldige

Lesezeit: 3 min

Die 6500-Einwohner-Stadt Mitterteich hat es vergangene Woche zu überregionaler Bekanntheit gebracht, weil dort erstmals in Bayern eine Ausgangssperre verhängt wurde. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Im bayerischen Mitterteich sind mindestens 71 Menschen Corona-positiv. Nun hagelt es Anfeindungen für die Veranstalter eines Starkbierfests. Über einen Ort, der um den sozialen Frieden ringt.

Von Johann Osel, München/Mitterteich

Derzeit geht Matthias Kraft nicht aus dem Haus, und abgesehen von der allgemeinen Corona-Übertragungsgefahr hat das noch einen weiteren Vorteil: Er wird nicht persönlich angesprochen oder vielleicht sogar - man weiß ja nie - angestänkert in Mitterteich. Die 6500-Einwohner-Stadt hat es vergangene Woche zu überregionaler Bekanntheit gebracht, weil dort in der Oberpfalz erstmals in Bayern eine Ausgangssperre verhängt wurde. Und weil sehr bald ein Starkbierfest am 7. März in den Fokus gerückt ist, das im Ruch einer Viren-Drehscheibe steht. Kraft, zweiter Vorsitzender des Burschenvereins Concordia, dem Veranstalter des Fests, liest vor allem im Internet, wie jetzt die Stimmungslage ist in seiner Stadt, was abgeht an den digitalen Stammtischen. "Wir sind als die Sündenböcke abgestempelt." Dabei habe man "nichts auf eigene Faust gemacht", sondern sei im ständigen Kontakt mit dem Gesundheitsamt gestanden. Dort habe es geheißen: "grünes Licht, nicht dunkelgrün oder orange." Ein Teil der Leute steht Krafts Eindruck nach hinter dem Verein, der andere Teil folge aber dem "Herdentrieb". Der da lauten könnte: Eine Stadt sucht einen Schuldigen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusSport in Coronazeiten?
:"Die Lunge muss belüftet werden"

Wie viel Bewegung ist sinnvoll? Drinnen oder draußen? Sportmediziner Martin Halle sagt, wie man in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen fit bleibt.

Interview von Ralf Tögel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: