Trotz hoher Corona-Inzidenzen hat der bayerische Patientenbeauftragte die Krankenhäuser zu Lockerungen bei den Besuchen aufgefordert. Ihn erreichten seit Beginn der Pandemie "regelrechte Hilferufe von Angehörigen", denen der Zutritt zu einem Krankenhaus verwehrt werde, teilte der Beauftragte Peter Bauer am Mittwoch mit. "Dabei steht die Sorge um die Erkrankten im Vordergrund - eine Situation, die jeder von uns nachvollziehen kann."
Angesichts der Härte für einzelne Betroffene appelliere er an die Kliniken, von einem generellen Besuchsverbot Abstand zu nehmen und stattdessen im Einzelfall zu entscheiden. In Bayern haben Kliniken wegen steigender Infektionszahlen wieder Besuchsverbote erlassen, so zum Beispiel am Dienstag die Haßberg-Kliniken in Unterfranken.
Er habe zwar auch Verständnis für die Maßnahme, denn sie diene dem Schutz aller. Aber: "Vor allem in Bereichen wie etwa der Geburtshilfe oder der Onkologie sollten Möglichkeiten gefunden werden, die den Patientinnen und Patienten, den Angehörigen, aber auch dem Personal entgegenkommen. Von den Besuchsverboten in unseren Pflegeheimen haben wir gelernt, welche Kollateralschäden entstehen können."
Indes ist die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete Corona-Inzidenz für Bayern minimal gesunken. Im Vergleich zum Rekordwert des Vortags ging sie um 2,5 auf 2183,4 zurück, wie das RKI am Mittwochmorgen mitteilte. Das ist der zweithöchste je für Bayern gemeldete Wert. Gleichzeitig stieg die Zahl der Toten im Zusammenhang mit dem Coronavirus um 70 auf insgesamt 22 213 seit Pandemiebeginn. Experten gehen von einer hohen Zahl an Corona-Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Ein Grund sind die begrenzten Kapazitäten etwa von Gesundheitsämtern, oft werden Kontakte nur noch eingeschränkt nachverfolgt.
Inzwischen steigt auch die Zahl der Corona-Patienten auf bayerischen Intensivstationen wieder sukzessive an. Das bundesweite Intensivregister meldete am Mittwochmorgen (Stand 7.06 Uhr) 445 Patienten - das sind 32 mehr als vor einer Woche.