Corona:"Testen, testen und nochmals testen ist die Devise"

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Erst Mitte August hatte Ministerpräsident Markus Söder noch mehr Testkapazitäten versprochen, die Landkreise und Städte müssen nun liefern. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Alle Landkreise und Städte müssen bis Anfang September Testzentren auf die Beine stellen, so hat es Ministerpräsident Markus Söder versprochen. Leicht wird das nicht, ein Chaos soll es diesmal aber nicht geben.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Das Testzentrum in Augsburg zum Beispiel war nie geschlossen. Seit dem 7. März können Bürger der Stadt sich dort einen Abstrich nehmen lassen und so herausfinden, ob sie sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Seit Anfang Juli aber wurden dort nur noch Kontaktpersonen von Infizierten getestet, weil die allgemeine Zahl an Neuansteckungen so gering war. Jetzt, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber, trifft die Stadt die letzten Vorbereitungen, um das Testzentrum wieder für jedermann zu öffnen: Der Mietvertrag mit der Messe ist geschlossen, ein Dienstleister gefunden. Vom Anfang September an sollen hier 600 bis 900 Augsburger täglich getestet werden können.

Alle 71 Landkreise und 25 kreisfreien Städte, so will es die Staatsregierung, sollen bis Dienstag ein Testzentrum an den Start bringen und so die Kapazitäten für Corona-Abstriche ausbauen. "Testen, testen und nochmals testen ist die Devise", sagte Innenminister Joachim Herrmann am Donnerstag in Deggendorf, wo eines der ersten dieser Testzentren eröffnet wurde. Erst Mitte August hatte Ministerpräsident Markus Söder noch mehr Testkapazitäten versprochen, die Landkreise und Städte müssen nun liefern. Ein Chaos wie bei den Stationen an Autobahnen und Flughäfen wird sich wohl nicht wiederholen, obwohl der Zeitplan nun auch wieder sportlich war. "Man hat daraus gelernt", sagte der Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags, Bernd Buckenhofer. Er sei "begründet optimistisch", dass der Start der Zentren Anfang September klappt. Vor allem, weil diesmal größten Wert auf die digitale Erfassung aller Daten gelegt wird.

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Als Richtgröße hat die Staatsregierung vorgegeben, dass 0,2 bis 0,3 Prozent der lokalen Bevölkerung in einem Zentrum täglich getestet werden können. Bei 100 000 Einwohnern wären dies 200 bis 300 Personen - in einer Stadt wie Augsburg mit 300 000 Einwohnern entsprechend mehr. Diese Kapazitäten, sagt Buckenhofer, werden vielleicht nicht alle Städte und Landkreise gleich zum 1. September abrufen können. "Aber sie können zumindest schrittweise in Betrieb gehen." Gerade Personal zu finden, sei nicht leicht. Kempten und das Oberallgäu etwa melden, dass Stadt und der Landkreis zunächst vom THW und der Johanniter Unfallhilfe unterstützt werden. Ehrenamtliche müssen also auch hier wieder einspringen. Und auch die digitale Erfassung will erst organisiert sein. Es braucht, sagt Buckenhofer, eine Software, die nicht viele Unternehmen liefern können. Die Kapazitäten würden aber auch ausreichend hochgefahren. "Die Einhaltung der digitalen Erfassungskette von der Anmeldung bis zur Kommunikation des Ergebnisses hat oberste Priorität: Nur so können Ergebnisse richtig zugeordnet und zügig kommuniziert werden."

Überhaupt müssen nicht in allen Kommunen und Landkreisen neue Zentren hochgezogen werden. Während des Katastrophenfalls im März und April gab es ebenfalls Testzentren, die vielerorts nur stillgelegt und nun reaktiviert werden müssen. Ob die vorgegebenen Testkapazitäten von zwei bis drei Promille der Bevölkerung ausreichen, sei schwer abzuschätzen, sagt Buckenhofer: Niemand könne voraussagen, wo die Leute sich testen lassen, an Autobahnen, bei Hausärzten oder eben in diesen Testzentren. Wichtig, zu betonen ist Buckenhofer schon, dass auch weiterhin niedergelassene Ärzte für Tests aufgesucht werden können und nun nicht alle in die neuen Zentren fahren müssen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern etwa hat auf ihrer Homepage eine Übersicht, welche Ärzte regional Abstriche abnehmen. Sollte eine Station überlastet sein, müssten dort die Kapazitäten eben weiter ausgebaut werden, sagt der Städtetags-Geschäftsführer.

Die Opposition im Landtag hatte in den vergangenen Wochen wiederholt beklagt, dass keine Strategie hinter den Testungen stecke, wer wo und wann getestet werden soll. Der Präsident des Bayerischen Landkreistags, Landrat Christian Bernreiter, sagte nun in Deggendorf, dass die Testzentren die Hausärzte entlasten sollen. Sie spielten außerdem eine wichtige Rolle bei den anstehenden Reihentestungen von Lehrern und Erziehern zum Ende der Sommerferien. "Insbesondere geht es uns darum, steigende Infektionszahlen möglichst zu verhindern und einen reibungslosen Schul- und Kindertagesstättenbetrieb gerade nach den Ferien sicherzustellen." Laut Innenminister Herrmann hat der Freistaat Ende Juni durchschnittlich 10 000 Tests pro Tag durchgeführt, vergangene Woche waren es täglich im Schnitt bereits 33 000. Die Testzentren sollen "noch mehr Licht ins Dunkel der hochgefährlichen Corona-Pandemie" bringen, sagte Herrmann. Nur wo Ansteckungsketten nachvollziehbar seien, pflichtete Oberbürgermeisterin Weber in Augsburg bei, wo die Zahl der Neuinfektionen stetig steigt, bleibe die Pandemie beherrschbar.

© SZ vom 28.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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