Süddeutsche Zeitung

Royals aus Coburg:Queen Victoria, unerwünscht

Die Londoner haben ihre Royal Albert Hall, logisch. Und die Coburger sollen nicht mal eine Prinz-Albert-Wand haben, obwohl der doch aus Oberfranken stammt? Das sollte sich jetzt ändern - eigentlich.

Glosse von Olaf Przybilla

Aus gegebenem Anlass muss man es wieder einmal in Erinnerung rufen. Eigentlich wären diese Windsors, um die immer so ein Buhei gemacht wird, ja stinknormale Coburcher. Okay, die Königin auf der Insel heißt ganz bewusst nicht Elizabeth Alexandra Mary von Sachsen-Coburg und Gotha, auch wenn sich das charmant anhören würde. Aber, bitte, das hat doch Gründe, die mit der Dynastie wenig zu tun haben!

Es war eben so: Bereits im Ersten Weltkrieg haben sich die Deutschen aus britischer Perspektive nicht so aufgeführt, dass Herkunft von dort als besonders ruhmreich hätte gelten müssen. Aber dafür konnte ja bekanntlich Prinz Albert nichts, dieser lovely Gatte der Victoria, seines Zeichens waschechter Coburger.

Natürlich war es unerträglich, als im Luftraum über der Insel Bomber vom Typ "Gotha" gesichtet wurden. Und selbstredend denkt im oberen Franken niemand auch nur im Entfernten daran, den Königlichen einen Vorhalt zu machen dafür, dass sie das entzückende "Saxe-Coburg and Gotha" vom Klingelschild genommen, einen Hausresidenznamen draufgeprägt haben und nun eben weltweit als die "Windsors" durchgehen. Und nicht als, nun ja, the Coburchers.

Ein bisschen historischer Wundschmerz aber sollte schon noch gestattet sein, zumal sich die Royals seither nicht gerade reißen darum, der Altverwandtschaft mal persönlich die Ehre zu erweisen in upper franconia (ein gewisser Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha war maßgeblich daran beteiligt, dass Coburg erste deutsche Nazi-Stadt wurde, das mag eine gewisse Rolle spielen).

Wie auch immer: Nun sollte Abhilfe geleistet werden, endlich! Keine Königlichen in Coburg, okay, ein überlebensgroßes Wandbild des royalen Paares aber - Queen Victoria und, hach, Prinz Albert - auf dem Albertsplatz (!) wäre ja auch schon mal was. Die Fassadenmalerei würde sogar ein Privatier spendieren, how superb. Und was sagt eine Stadträtin im Bausenat? Das Bild erinnere sie an die Schlussszene von "Dinner for one". Wandmalereien grundsätzlich gerne, auf einem Baudenkmal lieber nicht. Abgelehnt.

Jetzt werden Unterschriften gesammelt, Coburg kämpft für das Königspaar. Wäre ja auch noch schöner, wenn die Londoner auf ihre Royal Albert Hall stolz sein dürften - und die Coburger nicht mal auf eine bildschöne Prinz-Albert-Wand.

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