Christian Jürgens ist Koch des Jahres:"In Berlin würde ich ganz anders kochen"

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Schweinereien kommen bei ihm auf den Teller: Christian Jürgens ist von den Kritikern des Gault Millau zum Koch des Jahres gekürt worden. Der Chef des Restaurants Überfahrt am Tegernsee verrät wie er privat kocht - und was er niemals essen würde.

Melanie Staudinger

Michelin-Sterne hat er schon eingesammelt, jetzt ist Christian Jürgens von den Kritikern des Restaurantführers Gault Millau auch noch zum Koch des Jahres gekürt worden. Am Tegernsee führt er das Gourmetrestaurant "Überfahrt". (Foto: dpa)

Koch wurde er eher durch Zufall, nun aber steht Christian Jürgens immer an fünf Tagen in der Woche am Herd. Viele Auszeichnungen hat sich der 44-Jährige schon erkocht. Nun haben die Kritiker des Restaurantführers Gault Millau den Chef des Restaurants Überfahrt in Rottach-Egern am Tegernsee zum "Koch des Jahres" ernannt. Eine große Auszeichnung, die der Koch gerne mit seinem 20-köpfigen Team teilt.

SZ: Ihr Gericht "Schweinerei" wird auf einem Stück Rinde serviert. Was darf man sich darunter vorstellen?

Christian Jürgens: Blutwurst, Schweinemett und Schweinebauch. Die Blutwurst wird mit Äpfeln in einer Zucchiniblüte gebacken, das Schweinemett mit Schalottenwürfeln und ausgelassener Schwarte serviert, der Schweinebauch in einer ausgehöhlten Kartoffel. Die Rinde soll daran erinnern, dass sich das freilaufende Schwein an dieser Borke gerieben haben könnte. Es ist mir wichtig, dass meine Gäste einen regionalen Bezug im Essen sehen. In Berlin oder Hamburg würde ich ganz anders kochen als hier in Rottach.

Wie kommen Sie auf Ihre Rezepte?

Kreativität kann man schlecht planen. Manchmal fällt mir was beim Joggen ein, manchmal, wenn ich bestimmte Waren einkaufe oder im Gespräch mit meinen Mitarbeitern. Ich habe eine tolle Mannschaft. Da entstehen sehr viele kreative Ideen.

Schauen Sie sich etwas von Ihren Kollegen ab?

Inspiration hole ich mir auf alle Fälle, aber ich würde nie ein Gericht eins zu eins übernehmen.

Ist es schwierig, die Qualität der Küche auf Dauer zu halten?

Eigentlich nicht, solange man Freude und Spaß an der Arbeit hat. Ich will jeden Tag das Möglichste herausholen. Ich bin erfolgsorientiert. Ich gehe ja auch nicht Fußballspielen, damit ich von der Straße weg bin, sondern um zu gewinnen. So ist es beim Kochen auch. Das, was ich tue, tue ich gerne. Deshalb geht es mir auch leicht von der Hand. Am Ende des Tages möchte ich auf das, was ich getan habe, zufrieden zurückblicken.

Freut Sie die Auszeichnung zum "Koch des Jahres"?

Natürlich, ich bin total happy. Aber der Preis ist nicht nur für mich, sondern für meine Mannschaft. Nur mit meinem Team bin ich in der Lage, weit oben mitzuspielen und den Gästen ein tolles Erlebnis zu präsentieren.

Kochen Sie daheim dann anders?

Klar, viel einfacher, aber trotzdem mit dem Anspruch, maximale Qualität und Geschmack herauszuholen. Ich könnte sterben für ein sensationell gut gemachtes Wiener Schnitzel. Aber bevor ich Sachen von minderwertiger Qualität esse, esse ich lieber nichts.

© SZ vom 13.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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