Mitten in Ingolstadt:Ampel unterm Christbaum

Die Stadt Ingolstadt hat 20 Alt-Ampeln verschenkt - angesichts der Nachfrage hätten es aber auch 2000 sein dürfen. Der kreativen Umnutzung setzt nur die Straßenverkehrsordnung Schranken.

Glosse von Maximilian Gerl

Jetzt, wo Heiligabend vorbei ist und die Läden wieder offen haben, bereit, Weihnachtsgeschenke und Weihnachtsgeld einzutauschen - ja, jetzt kann man seinen Liebsten verraten, über welche Präsente man sich vielleicht noch ein bisschen mehr gefreut hätte. Wobei mancher Wunsch freilich schwer zu erfüllen ist, sogar für diejenigen, die sich lieber selber darum kümmern. Auch der Traum von der eigenen Ampel ist so einer, den in und um Ingolstadt viele vorerst weiterträumen müssen. Anfang Dezember nämlich hatte die Stadtverwaltung via Facebook "ausrangierte Signalgeber" als "außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk" angepriesen, gegen einen Obolus und zur Selbstabholung. Die Übergabe der 20 Alt-Ampeln erfolgte vergangene Woche und damit rechtzeitig zum Fest. Allerdings wäre die Stadtverwaltung auch mehr Stück losgeworden. Laut Donaukurier gingen beim zuständigen Amt für Verkehrsmanagement und Geoinformation mehr als 2000 Anfragen ein.

Nur ein paar sehr Glückliche dürfen sich also über eine echte Ingolstädter Rarität freuen. Nur was damit anfangen? Die Ampel vor dem eigenen Haus zu platzieren, um trotz viel Verkehrs bequem aus der Garage zu kommen, könnte womöglich für Ärger mit Nachbarn, Polizei und Straßenverkehrsordnung sorgen. Abseits davon sind aber der Kreativität kaum Grenzen gesetzt, gerade in diesen Corona-Zeiten. So erinnern CO₂-Ampeln in Klassenzimmern ans Lüften oder lenken in Museen die Besucherströme; beides lässt sich natürlich genauso gut im Haushalt installieren. Und aus dem Familienkreis ist überliefert, wie einst eine Signalanlage zur Discobeleuchtung für den Partykeller umgewidmet wurde, auf dass Rot-Gelb-Grün in schneller Folge die Gäste zum Tanzen bewege.

Schöne Überlegungen, zumindest für die wenigen, die bei der Ingolstädter Signalgeber-Bescherung zum Zuge kamen. Für alle anderen stehen angesichts des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage die Zeichen leider eher auf Rot. Auch der sonst so findige Einzelhandel hat auf die Misere der unerfüllten Ampelträume noch nicht reagiert, wie am Montag eine Stichprobe bei einer großen, in Ingolstadt ansässigen Handelsgruppe für Elektronikartikel zeigte. Wer in deren Online-Shops nach "Ampel" suchte, bekam unter anderem eine Taschenlampe angeboten.

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