Chinareise des Ministerpräsidenten:Professor Seehofer

Straßensperren, Blaulicht, Ehrentitel: In China fühlt sich Horst Seehofer wohl - den Seitenhieb auf Westerwelle hätte es für seine gute Laune gar nicht mehr gebraucht.

Annette Ramelsberger

Horst Seehofer scheint auf den Geschmack zu kommen: Anfangs nannte er seinen Job als bayerischer Ministerpräsident noch "mörderisch", jetzt sagt er immer öfter, so schlecht sei das Amt gar nicht. Er, der langjährige Bundespolitiker, habe sich an München gewöhnt, sogar daran, Menschen Verdienstmedaillen zu überreichen.

Horst Seehofer, CSU, Chinareise, dpa
(Foto: Foto: dpa)

Seine erste große Reise nach China hat ihm nun auch die angenehmen internationalen Aspekte seines Amtes deutlich gemacht: Endlich erfährt er die Ehrenbezeugungen, die ihm daheim so oft von kritischen Begleitern und bösen Oppositionellen versagt bleiben.

Beim Besuch in der Stadt Tsingtao in der bayerischen Partnerprovinz Shandong war es tatsächlich mal so, wie der Ministerpräsident glaubt, es verdient zu haben: großes Begrüßungskomitee auf dem Rollfeld, Blümchen an der Gangway, und dann sperrten die Chinesen sogar die Autobahn, um Seehofers Kolonne freie Fahrt zu gewährleisten - vorne und hinten fuhren Polizeiwagen mit Blaulicht.

Und als ihm der deutsche Botschafter erzählte, in Peking würden noch nicht einmal für Außenminister Guido Westerwelle die Straßen gesperrt, da strahlte Seehofer: "Das hat mir den Abend gerettet."

Dabei hätte er den Seitenhieb auf Westerwelle für den angenehmen Abend gar nicht gebraucht: Da traf sich Seehofer nämlich mit Altkanzler Gerhard Schröder von der SPD beim Rotwein, und schnell war man sich einig, dass hier, weit weg von Deutschland, ohnehin gerade die Fähigsten der deutschen Politik zusammensitzen. Man konnte dabei interessante Einblicke in männliches Selbstbewusstsein genauso wie in schwarz-gelbe Steuerpolitik nehmen - leider war alles streng vertraulich.

Schröder war in China, um über Energie zu sprechen, als Vertreter des deutsch-chinesischen Forums für Energieeffizienz und einiger anderer Firmen. Der Politrentner Schröder war sichtlich entspannt und Seehofer nicht ganz ohne Neid.

Der Ministerpräsident tröstete sich: Man müsse sich eben entscheiden - zwischen Blaulicht und Bankkonto: Entweder bekomme man Blaulicht auf der Autobahn wie er oder verdiene ordentliches Geld wie Schröder. Mal sehen, wie Seehofer denkt, wenn er wieder daheim in der Mühsal des Alltags steckt.

Immerhin kehrt Seehofer als Professor der Universität Tsingtao zurück. Die verlieh ihm die Würde am letzten Reisetag. Der Ministerpräsident versprach, nun öfter nach China zu kommen. Die Chinesen sind eben einfach nett zu ihm.

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