Chiemsee:Strafbefehl für Aktionskünstler

Der Aktionskünstler Wolfram Kastner hat wegen seiner Interventionen am Grabmal des Wehrmachtsgenerals und Hitler-Vertrauten Alfred Jodl auf der Insel Frauenchiemsee nach eigenen Angaben einen Strafbefehl über 10 500 Euro erhalten. Beschuldigt werde er des Diebstahls, der Nötigung und der Sachbeschädigung, teilte Kastner selbst mit. Er macht seit längerer Zeit mit Aktionen auf das Jodl-Grab aufmerksam, in dem Alfred Jodl selbst gar nicht begraben liegt. Dessen Asche wurden nach dem Schuldspruch als Hauptkriegsverbrecher in den Nürnberger Prozessen und der Hinrichtung durch die Alliierten in der Isar verstreut. Kastner hat unter anderem von dem Gedenkstein das "J" entfernt und die Aufschrift so zu "odl" verkürzt, dem bairischen Wort für "Jauche". Zuletzt hatte er auf den Stein mit roter Farbe das Wort "Kriegsverbrecher" geschrieben, das von Mitgliedern der rechtsradikalen NDP unter der aufgehängten Parteifahne öffentlich heruntergebürstet worden ist. Die Interventionen Kastners zur deutschen Geschichte gehen meist mit juristischen Auseinandersetzungen einher. Der Künstler kündigte an, dem Strafbefehl des Amtsgerichts Rosenheim zu widersprechen, damit es zu einer Gerichtsverhandlung kommt. Die von Kastner wiederholt hart kritisierte Gemeinde Chiemsee hat nach einer Petition des Inselbewohners Georg Wieland schon 2014 beschlossen, das Nutzungsrecht für die Friedhofsparzelle Ende Januar 2018 auslaufen und das Grab auflösen zu lassen.

© SZ vom 19.12.2016 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: