Yachtklub gegen Naturschützer:Ärger um Chiemsee-Schlamm

Aus geologischer Perspektive wäre das Ende der meisten bayerischen Voralpenseen absehbar: So wie sie in den rund 10 000 Jahren seit der letzten Eiszeit schon einen großen Teil ihrer Wasserfläche verloren haben, so würde dieser Verlandungsprozess fortschreiten und die Seen eines fernen Tages ganz verschwinden lassen. Einstweilen aber will der Yachtclub in Prien am Chiemsee schon noch ein bisschen segeln und dazu sein Hafenbecken von Sedimenten befreien. Anders als bisher üblich will er den Schlamm diesmal aber nicht an Land baggern, sondern ansaugen und ein paar Hundert Meter weiter wieder in den tiefen See sinken lassen. Fischer und Umweltschützer sind besorgt, eine Petition des Vereins "Rettet den Chiemsee" hat der Umweltausschuss des Landtags am Donnerstag aber abgelehnt.

Noch gebe es nicht einmal einen förmlichen Antrag, derzeit liefen nur Vorgespräche mit den Behörden in Traunstein und Rosenheim, heißt es aus dem Umweltministerium zu den Plänen des Yachtclubs. Vor einer eventuellen Genehmigung müsse der Schlamm im Hafenbecken sehr gründlich auf mögliche Schadstoffe untersucht werden - auch auf Reste von Schutzanstrichen für die Boote, wie sie der Verein "Rettet den Chiemsee" im Sediment vermutet. Das Vorhaben solle von Gewässerforschern der Münchner LMU wissenschaftlich begleitet werden und habe "Pilotcharakter". Der SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn würde das nach eigenen Worten eher mit "Präzedenzfall" übersetzen, und auch Rosi Steinberger von den Grünen fürchtet, dass eine Erlaubnis für den Priener Yachtclub ähnliche Wünsche bei vielen anderen Vereinen rund um den Chiemsee und auch an anderen Seen nach sich ziehen würde. SPD und Grüne erinnern an das auf europäischer Ebene verankerte Verschlechterungsverbot für die Gewässerqualität. Eine Bedrohung gehe dabei nicht nur von möglichen Schadstoffen in den Sedimenten aus, sondern auch von einer Trübung des ansonsten klaren Wassers beim Zurückpumpen des Schlamms. Dies könne den Laich der Renke gefährden, die als Brotfisch der Berufsfischer am Chiemsee gilt. Die Mehrheit im Umweltausschuss vertraut hingegen auf das laut Martin Wagle (CSU) "eng getaktete Verfahren". Dieses schließe aus, dass belastetes Material wieder in den See gelange.

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