Umstrittenes Jodl-Kreuz:SPD fordert Änderung des Bestattungsgesetzes

Grabstätte Alfred Jodl

Der Name und der Dienstgrad von Alfred Jodl wurden inzwischen mit einer Platte verdeckt.

(Foto: dpa)

Das Gedenkkreuz für den Kriegsverbrecher Alfred Jodl auf dem Friedhof der Fraueninsel im Chiemsee habe bisher aus rechtlichen Gründen nicht entfernt werden dürfen.

Von Matthias Köpf, Chiemsee

Die SPD-Fraktion im Landtag will das bayerische Bestattungsgesetz ändern, um das umstrittene Gedenkkreuz für den Kriegsverbrecher Alfred Jodl auf dem Friedhof der Fraueninsel im Chiemsee zu beseitigen. Ihr Gesetzentwurf sieht einen Passus vor, der es allen Gemeinden erlauben würde, so gelagerte Fälle mit einer eigenen Satzung zu regeln. SPD-Politiker Florian von Brunn nennt es "unsäglich", dass das Jodl-Kreuz auf der Fraueninsel bisher aus rechtlichen Gründen nicht habe entfernt werden dürfe. Der Innenexperte der Partei, Stefan Schuster, fordert "ein klares Bekenntnis des Landtags im Fall Jodl".

Der Innenausschuss des Parlaments hat ein solches Bekenntnis schon im Februar abgelegt, als er mit den Stimmen aller Fraktionen zwei Petitionen angenommen und die Staatsregierung zum Handeln aufgefordert hatte. Eine frühere Petition hatten die damaligen Abgeordneten damit beschieden, dass sich das ganze Problem mit dem Auslaufen des Grabnutzungsrechts der Familie Anfang 2018 von selbst erledigen werde.

Dies war dann allerdings nicht geschehen, denn der Großneffe von Jodls zweiter Ehefrau setzte vor dem Verwaltungsgericht eine Verlängerung des Nutzungsrechts durch. Die Räte der kleinen Inselgemeinde Chiemsee hatten auf einem Urteil bestanden und einen bereits ausgehandelten gerichtlichen Vergleich abgelehnt, wonach der Name und der Dienstgrad des dort selbst gar nicht begrabenen Kriegsverbrechers mit einer Platte verdeckt werden sollten.

Genau dies ist vor einigen Wochen trotzdem geschehen. Der Gemeinderat hat dazu bisher nur beschlossen, das in aller Form dem Landtag mitzuteilen. Der Inselbewohner Georg Wieland als hartnäckigster Kritiker des Kreuzes sieht im bloßen Verdecken des Namens ohnehin keine Lösung. Ähnlich äußerte sich zuletzt die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.

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