Der Konsum von Cannabis, das hat die bayerische Landesregierung deutlich gemacht, ist im Freistaat zwar laut Bundesrecht legal, aber doch auch irgendwie halblegal, wenn nicht sogar mancherorts illegal, auf jeden Fall also: verpönt. Ein Joint auf dem Volksfest? Verboten, dann lieber zwei Mass. In Biergärten? Verboten. Die Gäste, sagt das Staatsministerium für Gesundheit, aber auch für Prävention, sitzen dort ja viel zu eng beieinander. Dann lieber aromatischer Zigarettenrauch.
„Extremst restriktiv“ werde der Freistaat die Teil-Legalisierung von Cannabis auf Bundesebene anwenden, hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesagt. Einige Mitarbeiter von V-Märkten im Allgäu und in München haben diese Ansage wohl überhört: Gegen sie laufen Ermittlungen, weil sie Cannabis-Pflanzen in den Supermärkten teils offenbar zum Verkauf angeboten haben.
Wie die Staatsanwaltschaft in Kempten mitteilt, hat die Polizei in einem der Supermärkte in Kaufbeuren 39 Pflanzen im Lager sichergestellt. In einem V-Markt in Füssen waren es 35 Stück, die dort aber offenbar wie in einem Markt in München in der Garten- und Pflanzenabteilung zum Verkauf standen. Das ist ohne entsprechende Lizenz verboten, und deshalb besteht nun ein Anfangsverdacht wegen „Handeltreibens mit Cannabis gemäß § 34 Abs.1 Nr.4 KCanG“. Im Fokus der Ermittler, schreibt die Staatsanwaltschaft, „stehen die für den Einkauf und anschließende Verteilung in die einzelnen Märkte zuständigen Personen“.
Ob tatsächlich Pflanzen verkauft wurden? Was sie gekostet haben? Ob die Verdächtigen zu Hause angebaut haben (nicht mehr als drei Pflanzen!) und dann die Logistik ihres Arbeitgebers für einen kleinen Nebenerwerb nutzen wollten? Oder ob sie nur die Logistik nutzen wollten und die Pflanzen dann aus Versehen nicht nur im Lager blieben, sondern im Verkaufsraum standen? Alles unbekannt, die Ermittlungen laufen.
Auf jeden Fall muss es ein Geheimtipp gewesen sein in Füssen und Kaufbeuren. Von gezielter Werbung ist nicht die Rede, weder über die hauseigenen Prospekte der Supermarktkette noch über das Internet oder in sozialen Medien. Die schlechteste Reklame ist es aber vielleicht trotzdem nicht: Kann schon sein, dass manche Kunden den V-Märkten jetzt erst recht die Bude einrennen.