Süddeutsche Zeitung

Cannabis-Streit:#Alkoholetschek und der Zorn des Weedmobs

Bayerns Gesundheitsminister kritisiert die geplante Cannabis-Legalisierung der Ampel-Koalition - woraufhin ihn auf Twitter die Rache der Kiffer trifft. Über einen Hashtag und seine Geschichte.

Von Johann Osel

Dass ein Landesminister in den deutschlandweiten Twitter-Trends oben steht, kommt nicht alle Tage vor. Ein Ministerpräsident wie Markus Söder klar, aber Klaus Holetschek (CSU), Bayerns Gesundheitsminister? So geschehen ist das jetzt, bei den deutschen Top-Hashtags im sozialen Netzwerk rangierte er gar zeitweilig auf dem ersten Platz. Moment, nicht Holetschek stand da. Sondern: #Alkoholetschek. Über einen Hasthag und seine Geschichte.

Ein SZ-Text beschrieb zunächst, wie sich Holetschek in Staatsregierung und CSU zur Speerspitze im Kampf gegen eine Cannabis-Legalisierung gemacht hat. In kurzer Taktung fordert er die Ampel in Berlin auf, von ihrem Vorhaben abzulassen - zuletzt, als Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei einem Bürgerdialog sagte, er kenne Leute, die "sich das Hirn weggekifft" hätten. Schon im Text war erwähnt, dass Cannabis-Freunde oft kontern, CSU-Politiker seien "Bierlobbyisten" und verharmlosten Alkohol; garniert meist mit Volksfestfotos aus Bayern.

Und genau das kam nun geballt, viele Fotos von Holetschek mit Krug oder Glas sah man auf Twitter und in der Dynamik dachte sich jemand den Hashtag #Alkoholetschek aus. Den Begriff in den Twitter-Charts auf Nummer eins zu bringen, sei "oberste #Weedmob-Pflicht", war auch zu lesen, so kam es zu unzähligen, zuweilen recht derben Tweets. Der Weedmob wiederum formiert sich regelmäßig. Neulich, tausendfach verwendet: #VolkerAmZug. Bundesverkehrsminister Volker Wissing solle demnach die THC-Grenzwerte im Straßenverkehr ändern.

Nachgefragt, was sagt Holetschek dazu? "Wortspiele lösen keine Probleme. Es ist wirklich schade, dass viele Cannabis-Befürworter auf Beleidigungen statt auf Argumente setzen. Eine sachliche Debatte bei Twitter ist somit leider nicht möglich." Dabei, betont der Minister nach wie vor, könne "niemand ernsthaft bestreiten, dass Cannabis ein großes Risiko für die Gesundheit ist".

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