Buxheim:Total abgebrannte Feuerwehr

Löschfahrzeuge, Schutzanzüge, Ausrüstung - alles hin, seit das Feuerwehrhaus im schwäbischen Buxheim in Flammen aufgegangen ist. Jetzt wird dringend nach Ersatz gesucht.

Von Stefan Mayr, Buxheim

Ein Feuer zerstört ein Feuerwehrhaus und die Feuerwehrleute stehen drum herum und schauen hilf- und tatenlos zu, wie alles verbrennt. Das klingt nach einem ganz, ganz schlechten Traum. Oder nach dem Kinderreim "Der Opa ruft die Feuerwehr, die Feuerwehr kommt nackt daher."

Im Allgäu wurden diese Szenarien am Ostermontag bittere Realität. "Es war ein Wahnsinn", sagt Kommandant Alexander Schropp von der Freiwilligen Feuerwehr Buxheim. "Als ich ankam, stand das Löschfahrzeug schon im Vollbrand." Der Raum verraucht, die Schutzanzüge unerreichbar. "Das war lebensgefährlich."

Schropp und seine Kameraden waren zwar schnell da, aber in Turnschuhen und T-Shirts und ohne Gerät konnten sie nichts tun. Nur warten, bis die Wehren aus den Nachbarorten kamen.

"Wenn man auf Hilfe warten muss, das ist echt ein beschissenes Gefühl", sagt Schropp, "normal stehen wir ja immer auf der anderen Seite." Sie konnten gerade mal ein Mehrzweck-Fahrzeug aus einem Nebengebäude retten und schon mal die Hydranten öffnen, ansonsten mussten sie zusehen, wie alles kaputtging: zwei Löschfahrzeuge, Ausrüstungsgegenstände, EDV-Anlage, Schutzkleidung.

Der Schutzpatron der Brandbekämpfer blieb unversehrt

"Die Autos sind Schrott, das Haus ist eine Ruine", sagt Bürgermeister Werner Birkle. Auch er musste das seltsame Schauspiel mitansehen. Nach etwa zehn Minuten kam zwar das erste Löschfahrzeug angefahren, aber da schlugen die Flammen schon aus dem Dach. "Die gefühlte Wartezeit war ewig", sagt der Bürgermeister.

Das einzige, was den Brand unversehrt überstand, war das Bild des heiligen Florian an der Außenwand des Nebengebäudes. Der Schutzpatron der Brandbekämpfer sollte das Gebäude beschützen, doch an Ostern hatte er sich offensichtlich freigenommen oder was Besseres zu tun. "Der war wohl grad schon woanders", sagt Birkle und ringt sich ein Lächeln ab.

Ansonsten hat Birkle seit dem Feuerwehrfeuer wenig zu lachen: "Das ganze Versicherungsgelumpe muss erledigt werden", schnaubt der 62-jährige CSU-Mann. Alle anderen Termine dieser Woche hat er abgesagt, als Chef der Kommune hat er seit dem Brand ein, nun ja, brennendes Problem: Der sogenannte "Grundschutz" ist nicht gegeben.

In Bayern gilt eine Hilfsfrist von zehn Minuten, in dieser Zeit muss im Brandfall die Feuerwehr vor Ort sein können. "Da schaut's bei uns momentan duster aus", sagt Kommandant Schropp. Obendrein gibt es in Buxheim ein Altenpflegeheim, deshalb muss das Löschfahrzeug auch Wassertanks und Atemschutzgeräte mitführen.

"Mit Jeans und Schlapper kann ich die Jungs nicht losschicken"

Birkle und Schropp fahren schon seit Tagen kreuz und quer durch Schwaben. Augsburg, Kempten, Memmingen, irgendwo wollen sie schnellstmöglich ein geeignetes Ersatzfahrzeug auftreiben. Und Geräte, und Computer und Schutzanzüge für 50 Mann. "Mit Jeans und Schlapper kann ich die Jungs nicht losschicken", sagt Kommandant Schropp.

Der Maschinenbau-Techniker hat sich erst einmal zwei Wochen von der Arbeit freistellen lassen, um seine total abgebrannte FFW Buxheim wenigstens wieder halbwegs einsatzfähig zu machen. Ein Spendenaufruf hat 1000 Euro eingebracht, von anderen Feuerwehren kam Material: fünf Helme von hier, zehn Hosen von da.

"Wir wurden überrollt von Hilfsbereitschaft und Solidarität", sagt Bürgermeister Birkle. Bis aus Weilheim wurden Sachen angeboten. Dennoch: Wann der Grundschutz wieder sichergestellt ist und sich die FFW Buxheim bei der Leitstelle wieder als einsatzfähig zurückmelden kann, ist offen.

Spott oder Kritik für die wehrlose Wehr gibt es dagegen kaum. Kreisbrandrat Alexander Möbus macht den Buxheimern keinen Vorwurf: "Vor so was ist man nicht gefeit", sagt er, "vor allem in einem Feuerwehrhaus ist eine gewisse Brandlast immer vorhanden."

Weil alle Fahrzeuge und Geräte stets angesteckt sind, um alle Batterien aufzuladen, ist die Kurzschlussgefahr groß. Und im Gegensatz zu einer Firma oder Wohnung ist da in der Regel niemand, der das bemerkt.

Die Brandursache ist noch unklar

Wolfgang Schropp wurde erst Ende Januar zum Buxheimer Kommandanten gewählt. Diese Woche wollte er eigentlich einen Zugführer-Lehrgang absolvieren, danach hätte er gerne die Vorbereitungen des Maibaum-Festes angepackt. Daraus wird jetzt nichts. "Dieses Jahr wird es definitiv keinen Maibaum geben", sagt er. Der ganze Baumschmuck, die Girlanden und die Stangen zum Aufbau, alles verbrannt.

Die Ursache steht noch nicht endgültig fest. Alle Beteiligten gehen aber von einem technischen Defekt im Fahrzeug aus. Verletzt wurde niemand, aber der Schaden ist immens. "Das geht über eine Million Euro", schätzt Schropp. Selbst die wenigen Geräte, die vielleicht noch brauchbar sind, müssen generalüberholt werden.

Und ob das Haus überhaupt zu retten ist, ist völlig unklar. Sanierung oder Abriss? Der Gutachter von der Versicherungskammer kommt nächste Woche. Schropp ist sehr skeptisch: "Der Boden im Obergeschoss steht unter Wasser und federt wie ein Trampolin."

Das Feuer als Glücksfall

Bürgermeister Birkle verhandelt zwar mit den Versicherungen und wird auch Geld bekommen. Aber er geht davon aus, dass bei der Gemeinde "mindestens 350000 Euro hängen bleiben". Grund: Sowohl für die Autos als auch die Geräte wird immer nur der Zeitwert ersetzt. "An so einem 20 Jahre alten LF 16 hängt zwar das Herz der Männer, aber erstattet bekommst du dafür nicht mehr viel", sagt Birkle, der selbst 30 Jahre lang aktiver Feuerwehrler war.

Erst kürzlich habe der Gemeinderat die Generalsanierung der Grundschule beschlossen. Für 2,7 Millionen. Jetzt kommt der Wiederaufbau der Feuerwehr dazu. "Des pack ma net", sagt Birkle. In der nächsten Gemeinderatsitzung wird beraten, wie es weitergehen soll.

Ganz am Ende könnte sich das Feuer im Feuerwehrhaus freilich als großer Glücksfall herausstellen. Weil das abgebrannte Haus langfristig zu klein ist, könnte es einen Neubau am Ortsrand geben. Sicherlich mit einem Bild des Heiligen Florian.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: