Bus-Unglück:Herrmann kritisiert "völlig unvernünftiges Verhalten" der Autofahrer

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  • Nach dem schweren Unfall mit einem Reisebus auf der Autobahn 9 in Nordbayern sind 2 der 30 Verletzten in Lebensgefahr.
  • Die Leichen von elf Menschen konnten bereits identifiziert werden. Die Polizei geht davon aus, dass insgesamt 18 Menschen ums Leben kamen.
  • Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat bei einem Besuch an der Unglücksstelle das unverantwortliche Verhalten mancher Autofahrer im Stau beklagt - sie hätten die Rettungsarbeiten erschwert.

Bereits wenige Stunden nach dem verheerenden Bus-Unglück auf der A 9 bei Münchberg ist Bayerns Innenminister Joachim Herrmann an der Unfallstelle eingetroffen. Sichtlich berührt von dem Unglück, bei dem 18 Menschen ums Leben gekommen sind, sprach Herrmann von einem "überaus schrecklichen Ereignis". Das hinderte den CSU-Politiker jedoch nicht daran, harsche Kritik an dem Verhalten der Autofahrer zu üben. Er sprach von einem "völlig unvernünftigen Verhalten". Da nicht sofort eine ausreichend breite Rettungsgasse gebildet worden war, hatten gerade größere Einsatzfahrzeuge zum Teil erhebliche Schwierigkeiten, an die Unfallstelle zu kommen - auch wenn deren Hilfe vermutlich auch zu einem früheren Zeitpunkt zu spät gekommen wäre.

Die ersten Retter, die bereits zehn Minuten nach Eingang des Notrufes an der Unglücksstelle waren, fanden den Bus bereits in Vollbrand vor, so Herrmann. Aufgrund der sehr hohen Hitzeentwicklung konnten sie nicht mehr in den Bus gelangen. Sogar der angrenzende Wald wurde durch die außergewöhnlich hohe Hitze in Brand gesetzt.

Oberfranken
:Polizei bestätigt: 18 Tote nach Reisebus-Unglück auf der A 9

Der Bus mit einer Senioren-Reisegruppe aus Sachsen ist auf der Autobahn beim fränkischen Münchberg auf einen Sattelzug aufgefahren und in Flammen aufgegangen. 30 Menschen wurden verletzt.

Von Olaf Przybilla, Münchberg

Noch immer sei unklar, so Herrmann, warum der Bus so schnell Feuer gefangen hat. Derzeit würden noch Leichen aus dem Wrack geborgen. Auch die Identifizierungen laufen noch. Experten seien zudem damit beschäftigt, Spuren zu sichern. Dies könne noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Denn auch kleinste Teile könnten wichtige Hinweise geben.

Den mehr als 250 Einsatzkräften dankte Herrmann und betonte, dass vor allem die gut 150 Feuerwehrleute alle ehrenamtlich tätig seien.

Auch die Bundesregierung hat ihr tiefes Mitgefühl für die Opfer des verunglückten Reisebusses in Oberfranken geäußert. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, Kanzlerin Angela Merkel habe "davon mit großer Bestürzung erfahren. Unsere Anteilnahme gilt den Opfern und ihren Angehörigen, und sie gilt auch den Verletzten." Merkels Dank gehe "an alle Rettungskräfte, Ärzte, Sanitäter, Seelsorger, die im Einsatz waren und sind, um Verletzte zu bergen, um Menschen zu betreuen in einer entsetzlichen Situation."

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich betroffen gezeigt. "Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass wir mit den Angehörigen mitfühlen und denjenigen, die verletzt sind, möglichst baldige und vollständige Genesung wünschen", sagte Steinmeier bei seinem Antrittsbesuch als Bundespräsident in Baden-Württemberg.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sagte: "Mit großer Betroffenheit habe ich den schrecklichen Unfall einer sächsischen Reisegesellschaft aufgenommen." Das Geschehen mache ihn sehr traurig, ließ der CDU-Politiker aus dem Urlaub verlauten. Den Familien und Freunden der Opfer drückte er seine Anteilnahme aus.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer versprach eine schnelle Aufklärung der Unfallursache. "Wir werden als Staatsregierung alles tun, um schnellstmöglichst auch die Ursachen dieser Katastrophe aufzuklären", sagte Seehofer in Berlin.

Karl Philipp Ehrler, der Bürgermeister des Dorfes Stammbach, auf dessen Gemarkung sich das Unglück ereignet hat, spricht vom "schwersten Unfall in der Geschichte des Ortes". Sämtliche Straßen des Ortes waren seit den Morgenstunden überlastet. Ehrler lobte aber die "Routine, mit der die Einsatzkräfte hier ihre Arbeit gemacht haben".

Bei einem ähnlich verheerenden Unfall waren am 19. Oktober 1990 in der Nähe von Münchberg, nur wenige Kilometer vom Unglücksort entfernt, insgesamt zehn Personen ums Leben gekommen. In der sogenannten Münchberger Senke waren bei dichtem Nebel mehr als 100 Fahrzeuge verwickelt gewesen. Bei der Massenkarambolage wurden mehr als 120 Personen zum Teil schwer verletzt.

© SZ.de/dpa/ebri/prz/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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