Süddeutsche Zeitung

Bus statt Auto:Umsteigen, bitte!

Autofahrer im hohen Alter verursachen häufig Unfälle. Deshalb hat sich die Stadt Ansbach etwas einfallen lassen: Wer 65 Jahre oder älter ist, erhält, wenn er die Fahrerlaubnis abgibt, Gratis-Busfahrten.

Von Charlotte Theile

Drei Millionen Menschen in Deutschland sind älter als 75 Jahre und haben jederzeit ein Auto zur Verfügung. Diese Freiheit aufzugeben, fällt schwer - auch wenn viele ahnen, dass ihre Reaktionsfähigkeit, Sehkraft oder Beweglichkeit so eingeschränkt sind, dass sie keine Fahrprüfung mehr bestehen würden.

Obligatorische Fahrtests für Ältere sind jedoch nicht geplant, man setzt auf Einsicht. "Viele Senioren behalten den Führerschein, selbst wenn sie nicht mehr sicher am Verkehr teilnehmen können", sagt Udo Kleinlein, Rechtsreferent der Stadt Ansbach. Diesen Autofahrern hat die mittelfränkische Stadt ein Angebot gemacht: Wer 65 Jahre oder älter ist, erhält, wenn er die Fahrerlaubnis abgibt, 100 Busfahrten im Stadtgebiet. Seit Februar haben sich 14 Senioren - der Jüngste 75, der Älteste 90 Jahre alt - dafür entschieden, insgesamt 20 können jedes Jahr teilnehmen. Die Stadt kostet das 3000 Euro.

Die Idee für die Aktion stammt von Manfred Stephan, einem Polizeibeamten, der für die Bürgerinitiative Ansbacher Parteiloser im Stadtrat sitzt. "Es gibt immer häufiger Unfälle mit Senioren", sagt Stephan, "besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine 85-Jährige, die, obwohl ihre Fahrerlaubnis schon eingezogen war, immer wieder Auto gefahren ist. Sie wusste nicht, dass sie auch mit dem Bus zum Arzt oder zum Einkaufen fahren kann."

Ihm gehe es vor allem darum, ältere Menschen auf Alternativen aufmerksam zu machen, sagt Stephan. Für eine obligatorische Fahrprüfung für Ältere ist der Polizeibeamte nicht: "Mein Vater ist 78. Er würde mir was erzählen, wenn ich das fordere."

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Quelle:
SZ vom 15.10.2013
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