In der Tradition einer Familie stehend, die seit Generationen Maler, Bildhauer und Architekten hervorbringt, hat sich Markus Heinsdorff zu einem Universalkünstler entwickelt, dessen Ideenreichtum unerschöpflich zu sein scheint. Seit Jahrzehnten reist der Bildhauer, Fotograf, Architekt und Erfinder durch die Welt, beseelt von dem Wunsch, diese auf einfache Weise besser zu machen. Kürzlich war in einem Fernsehbeitrag ein von ihm konstruiertes Schiff zu sehen, das mit Solarstrom, Dusche und Gemüsegarten ausgestattet war und zum Wohnen jederzeit geeignet ist.
Seine Projekte beziehen sich auf Themen, von deren Brisanz die Menschheit und die Erde betroffen sind. Er initiierte Installationen und Ausstellungen in vielen Ländern, wobei der gebürtige Oberbayer auch sagt: "Je mehr ich über andere Kulturen lerne, umso mehr erfahre ich über meine eigene." Unter anderem errichtete er mitten im venezolanischen Urwald eine Forst-Akademie, in der die naturnahe Nutzung des Waldes und seine Erhaltung als Lebensraum für die indigene Bevölkerung im Zentrum steht.
Im Haus der Fotografie in Burghausen sind zurzeit Foto- und Videoarbeiten von Heinsdorff zu sehen, die in verschiedenen Regenwald-Regionen entstanden sind. Das große Thema, das ihn umtreibt: Wie kann man mithelfen, die Welt vor der Zerstörung zu retten. Ihm mangelt es weder an Optimismus noch an Ideen, er zieht gerne den Vergleich mit dem Schmetterlingsflügel heran, der einen Orkan auslösen könne.
Für Heinsdorff ist die Natur der beste Lehrmeister beim Thema Bauen. Schon bei der Expo 2010 in Shanghai bewies er, wie modern, leicht und trotzdem stabil Bauwerke aus dem nachwachsenden Rohstoff Bambus sein können. In der Einfachheit zur höchsten Vollendung zu gelangen, dieser schon von Leonardo da Vinci verfolgte Grundsatz treibt auch ihn an.
Das Archiv, das er über die Arten und Elemente der Erde schaffen will, entspricht keiner wissenschaftlichen, sondern einer rein ästhetisch und damit der Vielfalt geschuldeten Herangehensweise. Sie lässt zum einen das faszinierende Kreislaufsystem zwischen Wasser und Regen sowie den Sauerstoffproduzenten erkennen und richtet zum anderen den Blick auf die schwindende Artenvielfalt.
Heinsdorff stellt nicht zuletzt deshalb in Burghausen aus, weil er plant, in der alten Klosterbrauerei in Raitenhaslach eine Kunst- und Architekturakademie für Umwelt- und Sozialthemen zu errichten.
Markus Heinsdorff: Regen-Wald 1 - Kunstarchiv der Bäume und Pflanzen, Haus der Fotografie Burghausen, bis 6. November. Am kommenden Sonntag führt Heinsdorff durch die Ausstellung (15 Uhr).