Bundestagswahl:Liberale sortieren Liste um

FDP-Delegierte ignorieren Vorschläge der Parteiprominenz

Von Lisa Schnell

Für einen, dessen Traum gerade geplatzt ist, hört sich Sebastian Körber am Montag sehr gelassen an. Immerhin seine Kollegen freuten sich, dass er jetzt mehr Zeit fürs Unternehmen habe, sagt der Architekt aus Forchheim. Eigentlich wollte Körber im Herbst nach Berlin und für die FDP im Bundestag Wohnungspolitik machen. Er ist stellvertretender Landesvorsitzender, war schon im Bundestag und wurde von Landeschef Albert Duin unterstützt. Die Delegierten aber ließen den 36-Jährigen bei ihrer Aufstellungsversammlung am Wochenende durchfallen.

Mit sechs Prozent in den Umfragen stünden der FDP sechs Mandate im Bundestag zu. Körber bewarb sich auf Platz zwei und landete auf Platz 15. "Ein bisschen enttäuschend" sei das schon, sagt er, aber er sei ja noch jung und liebe seinen Beruf. Körber konkurrierte gegen die Unternehmerin Britta Dassler (Herzogenaurach) und den früheren Landtagsabgeordneten Karsten Klein (Aschaffenburg), beide wie er stellvertretende Vorsitzende und aus Franken. Klein setzte sich durch. "Ich hab' auf Sachkompetenz und Fleiß gesetzt, andere aufs Klüngeln", sagt Körber. Außerdem sei sein Bezirk Oberfranken nicht geschlossen aufgetreten. Das habe ihn im Kampf um Platz sechs die entscheidenden Stimmen gekostet. Da unterlag Körber knapp gegen den Juli-Landesvorsitzenden Lukas Köhler.

Körbers Rede habe die Emotion gefehlt, heißt es. Die Partei wollte lieber einen profilierten Finanzpolitiker wie Klein in Berlin, sagt Ex-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Die wenigsten werten Körbers Niederlage als Affront gegen seinen Unterstützer, Landeschef Duin. Der findet es "prima", dass die Partei seinen Rat ignoriert hat. Das zeige, was für eine gute Demokratie bei den Liberalen herrsche.

Nicht nur sein Vorschlag fand bei den Delegierten kaum Beachtung. Auch die von Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vorgeschlagene Journalistin Britta Hundesrügge fiel mehrmals durch. Thomas Hacker, einst Fraktionsvorsitzender im Landtag und ehemaliger Bezirkschef von Oberfranken, bewarb sich auf Platz sieben und landete auf zehn. Mit 84 Prozent wurde Generalsekretär Daniel Föst ohne Konkurrenz zum Spitzenkandidaten gewählt.

Viele loben die "ausgewogene Mischung", einige hätten lieber mehr neue Gesichter gesehen. Unter den aussichtsreichen Plätzen sind sowohl Quereinsteiger wie der ehemalige Telekom-Manager Thomas Sattelberger (Platz fünf), aber auch Erfahrene wie die frühere Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel (Platz drei) und Klein oder Ex-Bundestagsabgeordnete wie Jimmy Schulz (Platz vier) und Stephan Thomae (Platz sieben). Ein Makel aber habe die Liste, sagt ein Parteimitglied: "Zu viel Oberbayern und zu wenig Frauen." Auf den ersten zwölf Plätzen sind vier Oberbayern und nur drei Frauen.

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