Bundestagswahl in BayernSöders designierter Landwirtschaftsminister hat kein Bundestagsmandat

Felßner bei den Bauernprotesten im Frühjahr 2024.
Felßner bei den Bauernprotesten im Frühjahr 2024. (Foto: IMAGO/Dwi Anoraganingrum/Panama Pictures)

Der Präsident des Bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner, soll trotzdem nach Berlin. Dorothee Bär wird Erststimmenkönigin. Die Spitzenkandidaten haben längst nicht überall gewonnen.

Von SZ-Autorinnen und Autoren

Wir verwenden für unseren Liveblog neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, epd und KNA.

Wichtige Updates
Dorothee Bär wird Erststimmenkönigin
Drei CSU-Wahlkreissieger kommen nicht in den Bundestag - Eklat in Augsburg
Söders designierter Landwirtschaftsminister hat kein Bundestagsmandat
Bundesweit höchste Wahlbeteiligung im Freistaat 
CSU gewinnt alle Direktmandate
Verena Wolff
Verena Wolff

Der Liveblog schließt

Wir schließen diesen Liveblog nun und danken für Ihr Interesse. Wenn Sie sich zu dem Thema weiter informieren wollen: Wir haben alle unsere Artikel auf der Themenseite zur Bundestagswahl in Bayern gebündelt. 

Und: Keine Sorge, schon in der kommenden Woche lesen wir uns wieder - dann nämlich laden die bayerischen Parteien zum politischen Aschermittwoch. Bis dahin! 
Max Fluder
Max Fluder

Bayern nach der Bundestagswahl – Wie reagieren Parteien und Politiker? Und was passiert jetzt? 

Thomas Balbierer
Thomas Balbierer

Das vorläufige Ergebnis für Bayern steht fest

Die CSU ist mit 37,2 Prozent der Stimmen als Sieger aus der Bundestagswahl in Bayern hervorgegangen. Wie der Landeswahlleiter auf seiner Webseite nach Auszählung aller 47 Wahlkreise mitteilte, kamen auf die nächsten Plätze die AfD mit 19,0 Prozent der Stimmen, die Grünen (12,0 Prozent), die SPD (11,6 Prozent) und die Linke (5,7 Prozent). FDP und Freie Wähler rutschten auch in Bayern unter die Grenze von fünf Prozent. 

Die Partei von Hubert Aiwanger erhielt 4,3 Prozent der Zweitstimmen im Freistaat, die Liberalen kamen auf 4,2 Prozent. Gemeinsam mit der SPD erlitt die FDP die größten Verluste im Vergleich zur Bundestagswahl 2021: minus 6,4 Prozentpunkte. Beide Parteien waren Teil der unbeliebten Ampelkoalition. Der dritte Partner, die Grünen, verloren laut vorläufigem Ergebnis 2,1 Prozent.
Verena Wolff
Verena Wolff

Schauen Sie hier nach, wie bei Ihnen gewählt wurde

Hof war als erster Wahlkreis Deutschlands mit der Auszählung der Wählerstimmen fertig. Wie die Kreise und Gemeinden in Bayern gewählt haben, lesen Sie hier.
Verena Wolff
Verena Wolff

Überraschungserfolg: Die Linke schickt sieben Abgeordnete nach Berlin

8,8 Prozent der Wählerstimmen sammelten die Linken bei der Bundestagswahl deutschlandweit ein. Selbst im konservativen Bayern kam die Partei auf 5,7 Prozent. Und so haben nun ein paar Menschen, die damit kaum gerechnet hatten, einen neuen Job in der Hauptstadt, schreibt meine Kollegin Nina von Hardenberg..
Verena Wolff
Verena Wolff

Sind die Grünen nun ein No-Go oder nicht für die CSU? Am Wahlabend wollte sich Ministerpräsident Söder nicht so ganz festlegen. Am Tag danach kann er nach der CSU-Vorstandssitzung mit Blick auf die Grünen verkünden: „Gut, dass sich das erledigt hat.“  Denn nicht nur die FDP, sondern auch das BSW verpassen den Einzug in den Bundestag - und so wird man die Grünen wohl nicht brauchen. Warum allerdings das Ergebnis der Christsozialen gar nicht so gut ist, wie es vielleicht im ersten Moment klingt, analysiert Sebastian Beck.

Verena Wolff
Verena Wolff

So sieht sich die AfD nach der Bundestagswahl

Volkspartei, nicht nur in Ostdeutschland, auch in Bayern: Auf diesem Weg sieht sich die AfD, berichtet Johann Osel. Sie ist bei der Bundestagswahl mit 19 Prozent eindeutig zweitstärkste Kraft in Bayern geworden. Doch mit denjenigen, die man da überholt hat im Vergleich mit der Wahl 2021, SPD, Grüne und FDP, hält sie sich nicht lang auf. Die AfD sei inzwischen „die neue bayerische Heimatpartei“, tönte die Landtagsfraktionschefin Katrin Ebner-Steiner.
Max Fluder
Max Fluder

Wo Volt und ÖDP besonders stark waren

„Europäisch denken, lokal handeln“, lautet ein Slogan der Seite des bayerischen Landesverbands von Volt – versehen mit dem Hinweis, dass jeder mitmachen kann, auch „wenn dein Ort noch nicht aufgeführt ist“. 2018 gegründet müssen die jungen Europäer erst noch in der Fläche in Bayern ankommen. Das spiegelt auch das Ergebnis der Bundestagswahl: Volt kommt bayernweit auf 0,6 Prozent der Zweitstimmen. Insgesamt 65 991 Erst- und 50 636 Zweitstimmen erreichte die Partei. Stark ist Volt in den Städten, die besten Ergebnisse stammen aus den Universitätsstädten: In München vergaben 14 267 Wähler oder 1,8 Prozent ihre Erststimme an Volt, bei den Zweitstimmen sind es 9372 gültige Kreuzchen (1,2 Prozent). Das zweithöchste Ergebnis erreichte Volt in Würzburg mit 3178 Erststimmen (1,7 Prozent) und 1922 Zweitstimmen (1,0 Prozent), gefolgt vom Großraum Nürnberg und Erlangen. Die ÖDP kommt bei den Kleinstparteien in Bayern nach Volt auf das zweitbeste Erststimmenergebnis: Fast 50 000 Wähler machten ihr Kreuz bei der ÖDP, bei den Zweitstimmen schneidet die Partei mit 33 328 eher im Mittelfeld ab. Am besten war die ÖDP mit 2737 Erststimmen im Wahlkreis Fürth, gefolgt von Passau mit 2625 Stimmen.

Verena Wolff
Verena Wolff

Wie haben die Spitzenkandidaten der Parteien abgeschnitten? 

  • CSU: Alexander Dobrindt siegte im Wahlkreis Weilheim mit 45,8 Prozent – mehr als 30 Prozentpunkte Vorsprung zur Zweitplatzierten von der AfD. 
  • SPD: Spitzenkandidat Carsten Träger erreichte in Fürth 17,8 Prozent. Das ist nur Platz drei hinter CSU und AfD; aber es ist eines der besten SPD-Erststimmenergebnisse im ganzen Freistaat. Nur in München-Nord war es besser, in den beiden Nürnberger Wahlkreisen sowie in Hof gleichauf. 
  • Grüne: Jamila Schäfer kam anders als 2021 in München-Süd nur auf Platz zwei, mit 29,8 Prozent knapp hinter der CSU. In München-Süd kandidierte auch BSW-Landeschef Klaus Ernst, er läuft beim Landeswahlleiter unter „Sonstige“. 
  • AfD: Spitzenkandidat Stephan Protschka wurde in Rottal-Inn Zweitplatzierter, mit 23,1 Prozent – deutlich hinter dem Kandidaten von der CSU, aber ganz knapp vor dem stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger von den Freien Wählern. 
  • Freie Wähler: Aiwanger, auch FW-Spitzenkandidat, erhielt glatt 23 Prozent bei der Erststimme im Wahlkreis Rottal-Inn. 
  • FDP: Martin Hagen kam in Erding-Ebersberg auf 3,6 Prozent. 
  • Linke: Ates Gürpinar erhielt in Rosenheim 4,6 Prozent der Erststimmen, das ist nur Platz sechs der örtlichen Kandidaten und unter allen Linke-Direktkandidaten ein Platz eher im Mittelfeld.
Thomas Balbierer
Thomas Balbierer

Eine Kartoffelbäuerin rutscht in den Landtag

Die Bundestagswahl hat auch Einfluss auf die AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag. Weil der Abgeordnete Ingo Hahn von München nach Berlin wechselt, rückt eine Frau nach: die 36-jährige Christin Gmelch aus dem oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Die Kartoffelbäuerin war 2023 zur Landtagswahl angetreten, hatte den Einzug über die AfD-Liste aber knapp verpasst. Politische Ämter hatte Gmelch bislang nicht inne. 2023 trat sie öffentlich selten in Erscheinung, errang aber dennoch beachtliche 17 Prozent der Erststimmen.
Verena Wolff
Verena Wolff

Erste gehörlose Abgeordnete bleibt im Bundestag

Die erste gehörlose Bundestagsabgeordnete, Heike Heubach (SPD), wird auch künftig dem Parlament angehören. Nachdem die bayerischen Sozialdemokraten nach der Wahl nur noch 14 Abgeordnete im Bundestag stellen, schaffte die 45-Jährige als 14. Kandidatin auf der SPD-Landesliste gerade so den Sprung in den Bundestag, wie die Bundeswahlleiterin berichtete. 

Heubach hatte bei der Bundestagswahl 2021 zunächst ein Mandat in Berlin verpasst. Vor knapp einem Jahr rückte die gelernte Industriekauffrau allerdings nach, nachdem ein Parteikollege aus dem Bundestag ausgeschieden war. Dies war damals als wichtiges Zeichen für Inklusion gewertet worden. Im Oktober 2024 hatte die Politikerin aus Stadtbergen bei Augsburg dann erstmals in der Geschichte des Bundestags eine Rede in Gebärdensprache gehalten. Darin ging es um die Novellierung des Baugesetzbuches. Für ihre Arbeit im Parlament stehen Heubach Gebärdendolmetscher zur Verfügung.

Heike Heubach (SPD) ist die erste gehörlose Bundestagsabgeordnete.
Heike Heubach (SPD) ist die erste gehörlose Bundestagsabgeordnete. dpa
Deniz Aykanat
Deniz Aykanat

Söder hat den perfekten Sündenbock verloren

Unser Kollege Thomas Balbierer schreibt: Als „schlechteste Regierung, die Deutschland je hatte“, bezeichnete Markus Söder die Ampel. Sie kommt zumindest in die engere Auswahl – auch wenn man die schweren Krisen berücksichtigt, mit denen sie von Beginn an konfrontiert wurde. Für den bayerischen Ministerpräsidenten war die Berliner "Problemregierung" aber auch ein strategischer Glücksfall. Denn sie eignete sich perfekt als Sündenbock.

Das Ampel-Bashing funktioniert nun nicht mehr. Eine gute Nachricht für die Menschen in Bayern, schreibt unser Redakteur. Lesen Sie hier den Kommentar:

Katja Auer
Katja Auer

Dorothee Bär wird Erststimmenkönigin

Die CSU-Vize und Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär aus Unterfranken wird bundesweite Erststimmenkönigin. In ihrem Wahlkreis Bad Kissingen holte sie 50,5 Prozent der Erststimmen. Sie ist damit nach Angaben der dpa die einzige Politikerin, die es über 50 Prozent schafft. Erststimmen für die AfD dort? Fehlanzeige. Auch das bundesweit zweitbeste Ergebnis bei den Erststimmen geht an eine Fränkin: Die CSU-Politikerin Emmi Zeulner aus dem Wahlkreis Kulmbach erreichte 49,3 Prozent. Sie war bei den zwei vorangegangenen Bundestagswahlen Bayerns Erststimmenkönigin.

Hat Franken da etwa das ultimative Mittel gegen Rechtsaußen gefunden? Ganz so einfach ist es nicht, wie unser Franken-Korrespondent Olaf Przybilla schreibt: 
Max Fluder
Max Fluder

Nur 44 Sitze bei 47 Wahlkreissiegern: Söder beschwert sich über „undemokratisches Wahlrecht“ 

CSU-Chef Markus Söder hat sich über die Konsequenzen aus dem neuen Wahlrecht beschwert. Die CSU wurde in Bayern bei der Bundestagswahl zwar mit Abstand stärkste Partei, kann jedoch nicht jeden Wahlkreissieger in den Bundestag schicken. Söder sagte nach einer CSU-Vorstandssitzung, neben aller Freude über das Ergebnis der CSU und der Union insgesamt gebe es am Tag danach auch Nachdenklichkeit und ein Gefühl von Ärger über das „unfaire und undemokratische Wahlrecht“. Das neue Wahlrecht sei der letzte unfaire Gruß der Ampel nach Bayern gewesen.
Matthias Köpf
Matthias Köpf

SPD-Mann Konhäuser übernimmt kommissarisch als Landrat in Traunstein

In der Folge der Bundestagswahl übernimmt die Bayern-SPD wenigstens für einige Wochen ein drittes Landratsamt neben Schweinfurt und Roth. Im politisch tiefschwarzen Landkreis Traunstein wird Josef Konhäuser als bisheriger Stellvertreter das Landratsamt leiten müssen, nachdem Landrat Siegfried Walch (CSU) am Sonntag mit 46,9 Prozent der Erststimmen als Wahlkreisabgeordneter für Traunstein und das Berchtesgadener Land in den Bundestag gewählt worden war. Walch war 2014 kurz nach seinem 30. Geburtstag zum ersten Mal Landrat in Traunstein geworden und zählt spätestens seither zu den Nachwuchshoffnungen der CSU. Seine politischen Ambitionen hatte er schon 2009 deutlich gemacht, als er an der ZDF-Castingshow „Ich kann Kanzler“ teilnahm.

Walch kann nun nur noch bis zur konstituierenden Sitzung des Parlaments Landrat von Traunstein bleiben. Dann übernimmt SPD-Mann Konhäuser bis zur nötigen Neuwahl, die voraussichtlich im Juni stattfinden wird. Die CSU will ihren Kandidaten dafür wohl in der zweiten Märzhälfte nominieren. Traunsteins Oberbürgermeister Christian Hümmer hat vor einigen Tagen seinen Verzicht auf eine Kandidatur als Landrat mitgeteilt – genau wie einige andere als mögliche Bewerber gehandelte Rathauschefs sowie der Landtagsabgeordnete Konrad Baur. Bei einer parteiinternen Vorabstimmung hat der Bürgermeister der kleinen Gemeinde Engelsberg, Martin Lackner, zuletzt deutlich mehr Stimmen erhalten als seine Mitbewerberin, die CSU-Kreisrätin Magdalena Obermayer. 
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CSU
:Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Spätestens seit der Abstimmung im Bundestag gibt es in diesem Wahlkampf ein Davor und ein Danach: Für Markus Söder ist das Danach eine besondere Herausforderung. Ganz einfach, weil es im Davor so blendend für ihn lief.

SZ PlusVon Roman Deininger und Johann Osel

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