Bundestagswahl in BayernDie FDP zittert aus dem Bundestag

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Landeschef Martin Hagen musste am Wahlabend mit seinen FDP-Parteikollegen lange zittern.
Landeschef Martin Hagen musste am Wahlabend mit seinen FDP-Parteikollegen lange zittern. (Foto: Sven Hoppe)

Schafft es die FDP wieder in den Bundestag? Erst gibt es Hoffnung, dann fällt die Partei ab. Trotzdem sieht man für Bayern Schritte in die richtige Richtung – obwohl Hochrechnungen die Partei dort nur bei etwa vier Prozent verorten.

Von Maximilian Gerl

Das Licht ist gedimmt, Lachen ist zu hören, trotz allem. Am Sonntagabend hat die Bayern-FDP ins Münchner Künstlerhaus zur Wahlparty geladen – ohne vorher zu wissen, ob es überhaupt Anlass zu einer Party geben würde, zu Freude, Lächeln, Fröhlichkeit. Und auch nach den ersten Hochrechnungen bleibt die zentrale Frage unbeantwortet: Ist die FDP nun drin im Bundestag oder nicht? Bei ungefähr fünf Prozent wird die Partei zuerst taxiert, später auf 4,7 Prozent – das könnte am Ende dieser Nacht zu wenig sein. Trotzdem wirkt Landeschef Martin Hagen kämpferisch. Ja, das seien „keine schönen neuen Zahlen“, sagt er. Aber: Gestartet sei man in den Umfragen vor der Wahl bei drei Prozent. Nun stehe man an der „Schwelle zur Fünf-Prozent-Hürde“. Die FDP, findet Hagen, habe eine echte Aufholjagd hingelegt.

Das gilt eingeschränkt auch für die Liberalen in Bayern. Dabei notieren die Prognosen auch für den Freistaat Verluste: Der BR taxiert die FDP landesweit erst auf 4,7 Prozent, dann auf vier Prozent, später wieder auf 4,2 Prozent – letzteres wären 6,3 Punkte weniger als bei der letzten Bundestagswahl. Trotzdem sehen sie darin bei der FDP vorsichtige Schritte in die richtige Richtung. 2023 flog man aus dem Maximilianeum, drei Prozent der Erststimmen waren schlicht zu wenig. Mancherorts wurde die Partei damals regelrecht marginalisiert, in den Stimmkreisen Cham und Schwandorf etwa kam sie jeweils auf 1,2 Prozent. Wenig besser fiel im Jahr darauf die Europawahl aus, mit bayernweit 3,9 Prozent. Jedes Pünktchen mehr lässt da hoffen.

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Um nun für den Bundestag die nötigen Stimmen zu akquirieren, hatten Bayerns Liberale im Wahlkampf unter anderem auf ein Mittel gesetzt, das auch bei Teilen der Konkurrenz beliebt war: Abgrenzung gegenüber den Grünen. „Die FDP ist das Bollwerk gegen Schwarz-Grün“, konnte man etwa beim Münchner Bundestagsabgeordneten Daniel Föst auf der Plattform X lesen. Oder anders formuliert: „Keine Stimme kann mehr bewegen als eine Stimme für die FDP“, sagte die Landesvorsitzende Katja Hessel im Zuge einer Wahlkampfveranstaltung. Mathematisch war da etwas dran. Ob eine Partei mehr oder weniger im Bundestag sitzt, kann die Mehrheitsverhältnisse deutlich verändern – und Koalitionsoptionen eröffnen oder verschließen.

Ob das auch eine Strategie für Bayern wäre? So weit wollen an diesem Sonntag die wenigsten im Künstlerhaus schauen, die nächste Landtagswahl steht ohnehin erst 2028 an. Lieber gehen die Blicke immer wieder Richtung Leinwand. Doch die Hoffnung, dass die nächste Meldung gute Zahlen bringt, schwindet. Es wird eine lange Nacht für die FDP. „Diese Wahl ist nicht in den sechs Wochen Wahlkampf verloren worden“, sagt Hagen. Über die Folgen „wird zu reden sein“. Später werden für seine Partei die Prognosen zwischenzeitlich noch weiter nach unten korrigiert: auf bundesweit 4,4 Prozent. Parteichef Christian Lindner hat da seinen Rückzug aus der Politik bereits angekündigt.

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