Für die vielen Naturschützer und Naturliebhaber in Bayern waren die Zeiten auch schon mal besser. Es ist noch gar nicht so lange her, dass sie sich berechtigte Hoffnungen auf einen – eigentlich überfälligen – dritten Nationalpark im Freistaat machen durften. Der Erfinder des Projekts war schließlich der damalige Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer.
Wenig später schien es so, als würde Seehofers Nachfolger Markus Söder ihr Drängen beim Klimaschutz erhören. Und zwar nicht nur, weil Söder gleich hinter der Staatskanzlei in München einen Baum umarmte. Sondern, weil er für Bayern so ehrgeizige Klimaschutzziele ausrief wie kein anderer Ministerpräsident in Deutschland.
Diese Zeiten sind weit weg. Der dritte Nationalpark ist abgesagt und Söder hat schon lange nicht mehr davon gesprochen, dass Bayern 2040 klimaneutral sein wird. Dafür hat Söders Vize und Freie- Wähler-Chef Hubert Aiwanger dieser Tage wieder mal offen in Zweifel gezogen, dass das bayerische Klimaziel erreichbar ist.
Und was machen die Naturschützer? Allen voran der Bund Naturschutz (BN), der sich rühmt, dass er mit seinen fast 270 000 Mitgliedern, den mehr als 500 Ortsgruppen und den 76 Kreisgruppen nicht nur die größte, sondern vor allem die gewichtigste Umweltorganisation im Freistaat ist?
Der BN feiert sich selbst. An diesem Mittwoch ist es genau 111 Jahre her, dass eine Reihe von Honoratioren und hohen Beamten in München die Organisation gegründet haben. Die Schirmherrschaft hatte – es war ja die Zeit, in der Bayern Königreich war – Seine Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht von Bayern. Und so ein Jubiläum will begangen werden.
Nun mag manch einer einwenden, 111 Jahre sind kein richtiges Jubiläum. Aber ein Grund zum Feiern sind sie allemal, hat sich die Verbandsspitze gesagt. Zumal man dabei gebührend an all die Großtaten des BN erinnern kann – angefangen bei den Nationalparks im Bayerischen Wald und in Berchtesgaden über den Kampf um die frei fließende Donau bis zum Bienen-Volksbegehren 2019.
Dabei haben es die BN-Spitzenleute aber auf der eigens dazu einberufenen Pressekonferenz nicht belassen. Sie haben außerdem eine Reihe Grußbotschaften mehr oder weniger prominenter Zeitgenossen eingespielt, die alle die wichtige Funktion des BN für Bayern rühmen. Wirklich eindrücklich war die von Gerhard Polt.
In dem Videoclip erzählt der Kabarettist, wie oft er in seiner Laufbahn erlebt habe, dass „Humor und Ironie nicht ausreichen, um bestimmte – ich sag’ mal – Umwelt-Fast-schon-Verbrechen zu verhindern“. Deshalb würde Polt, „wenn ich einen Hut auf hätte, ihn jetzt ziehen vor den vielen Menschen, die sich dem BN angeschlossen haben und da einen Partisanenkrieg kämpfen um jeden Quadratmeter, der nicht betoniert oder zugeschüttet wird“.
Dann ruft Polt diesen Menschen zu: „Weitermachen, da gibt’s keine Alternative!“

