Mit ihren 842 Einwohnern ist die Jachenau im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen die kleinste selbständige Gemeinde Bayerns, und im Schnitt brachte ihr jeder Einwohner 2014 nur 71 Euro an Gewerbesteuer ein. Mit einem gesamten Steueraufkommen von 527 Euro pro Kopf lag die Jachenau mit Abstand auf dem letzten Platz im Großraum München. Umgerechnet auf beträchtliche 128 Quadratkilometer Gemeindegebiet, auf die Steinböcke an der Benediktenwand oder auf die 60 ganzen und seit 1808 mit den Grundstücken in Bruchform geteilten Hausnummern ließen sich auch schöne Zahlenspiele machen. Die Gemeindeverwaltung hat die Adresse Dorf 51½, vormittags amtiert hier Bürgermeister Georg Riesch. Das Steuergeld, das er zur Verfügung hat, wird mit all der Rechnerei nicht mehr, aber das muss es ja vielleicht auch gar nicht.
SZ: Herr Riesch, waren Sie schon mal in Unterföhring?
Georg Riesch: Da war ich schon mal, ja. Da bin ich damals mit der Bundeswehr rausgekommen, aber das ist schon bald 40 Jahre her.
Unterföhring steht ganz oben bei der Gewerbesteuer, die Jachenau ganz unten. Wär's Ihnen andersrum lieber?
Ja mei, freilich könnten wir's brauchen, wer nicht? Aufgaben hat man überall, da wär' eine gute Gewerbesteuer schon recht. Wenn die Unterföhringer was übrig haben, können sie gern eine Schenkung machen.
Ihre Gemeinde hat einen Kindergarten mit Krippe, einen Sportplatz, ein Loipenspurgerät und keine Schulden. Wüssten Sie denn, wohin mit dem vielen Geld?
Das Ganze muss ich ja unterhalten, und auch ein riesiges Wanderwege-Netz. Gerade haben wir das Gasthaus Post gekauft, drumherum wollen wir unseren Ortskern ein bisschen anders gestalten. Ein Radwegprojekt steht an, der Hochwasserschutz steht an, da zahlen wir auch immer mit.
In der Jachenau gibt es vor allem Milchbauern, Waldbauern und Fremdenzimmer. Wie viel von dem, was Sie vormittags als Bürgermeister ausgeben, zahlen Sie am Nachmittag als Schmied wieder ein?
Wir kleinen Betriebe zahlen schon unsere Gewerbesteuer. Zimmerer und Schreiner haben wir und einen Autohändler. Handwerksbetriebe halt. Und Gastronomie.
Und den größten Teil zahlt dann der eine große Betrieb, Eon, mit seinen zwei Kraftwerken am Walchensee?
Die zahlen ja nicht mehr da, wo das Geld verdient wird, sondern wo der Firmensitz ist. Bei uns zahlen sie gar nix mehr, wir haben sogar Rückzahlungen gehabt.
Dann brauchen Sie doch noch ein Gewerbegebiet?
Wir haben gerade ein Baugebiet mit fünf Wohnparzellen und drei Gewerbeparzellen ausgewiesen, damit unsere Betriebe dableiben können.
Der wieder in der Schublade verschwundene Pumpspeicher am Jochberg hätte der Gemeinde wohl einiges eingebracht.
Finanziell wäre das schon eine riesige Chance gewesen. Wir haben immer gesagt, wir schauen uns das mal an, aber verkaufen tun wir uns nicht.