Bürgerentscheid:Ein Park an der Autobahn

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Erlangen stimmt am Sonntag über Landesgartenschau 2024 ab

Von Claudia Henzler, Erlangen

Wenn Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) in den vergangenen Wochen immer wieder darum warb, dass die Landesgartenschau 2024 tatsächlich in Erlangen stattfinden soll, hatte er ein Problem. Es existieren noch keine konkreten Pläne, wie das Gartenschaugelände gestaltet werden soll. Denn die Planungen sollten eigentlich in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Bürgern entwickelt werden. Dieser Prozess aber liegt wegen eines Bürgerbegehrens auf Eis. Wenn die Gartenschaukritiker also beispielsweise die Autobahn ansprachen, die mitten durch das Gelände führt - der Verkehrslärm ist ein besonders häufig genannter Kritikpunkt - fielen Janiks Antworten eher vage aus: Die Situation sei nicht ungewöhnlich, auch andere Städte hatten erfolgreiche Gartenschauen an Autobahnen veranstaltet. Man werde eine Lösung finden.

Am kommenden Sonntag, 7. Mai, können die Erlanger nun darüber abstimmen, ob sie die Landesgartenschau überhaupt haben wollen. Hinter dem Bürgerentscheid steht eine Initiative, die maßgeblich von Erlangens ÖDP befeuert wurde. Der Stadtrat hatte sich Ende 2015 mit großer Mehrheit für die Veranstaltung beworben, im Mai 2016 bekam Erlangen den Zuschlag. Die Stadt will die Fördermillionen, die mit der Gartenschau verbundenen sind, vor allem dazu nutzen, ihren Hinterhof aufzuwerten: eine riesige Parkplatzfläche zwischen Bahnhof und Autobahn. Die Autos will man in neue Parkhäuser entlang der A 73 verräumen, um Platz für die Gartenschau zu bekommen. Diese Parkhäuser sollen gleichzeitig als Lärmschutzriegel dienen. Anschließend wollen die Stadträte das Areal zu einem neuen Stadtviertel weiterentwickeln. Zusätzlich soll für die Gartenschau der Zugang von der Innenstadt zur Regnitz verbessert werden. Der Fluss verläuft jenseits der Autobahn, nur etwa hundert Meter entfernt. Geplant ist, das Ufer und eine Flussinsel zum Naherholungsgebiet zu machen. Mit welchen Maßnahmen man die Regnitzauen vom Lärm abschirmen könnte, ist dabei genauso offen wie die Frage, was genau am Fluss gebaut oder angelegt werden soll - schließlich handelt es sich um ein Hochwassergebiet. Janiks Antwort lautete auch hier: Das Problem habe es auch in anderen Städten mit erfolgreichen Gartenschauen gegeben. Das Interesse am Bürgerentscheid ist groß, bei Informationsveranstaltungen und Podiumsdiskussionen über das Thema blieb selten ein Platz frei. Bis Mittwoch hatte die Stadt schon 10 000 Briefwahlunterlagen ausgegeben, insgesamt dürfen 83 000 Bürger ihre Meinung sagen. Abgestimmt wird über die Frage: "Sind Sie dafür, dass die geplante Landesgartenschau in Erlangen gestoppt wird?" Verhindert wird die Gartenschau, wenn mehr Bürger mit "Ja" stimmen und diese Mehrheit mindestens zehn Prozent der Stimmberechtigten darstellt.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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