Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu, auch wenn Jan Böhmermann in seinem "ZDF Magazin Royal" die Lust an der Brose&Stoschek-Story etwas verloren hat inzwischen. Konnte man natürlich nicht dauerhaft fortführen, diese serielle Unternehmenssatire aus einer Mittelstadt im Oberfränkischen. Den eigens kreierten Jingle freilich hat man noch im Ohr: "Was gibt es Neues von der Familie Stoschek und der Brose Fahrzeugteile AG und ihrem Versuch, sich die Stadt Coburg anzueignen und zu unterwerfen?"
Nun ja, Neues. Dass der Brose-Unternehmer Michael Stoschek für den Ausbau einer innerstädtischen Bundesstraße ist, hat er verschiedentlich sehr deutlich werden lassen. Es gibt zahlreiche Befürworter Stoscheks in Coburg, Bewunderer gar. Übertriebene Subtilität, was die Artikulation firmenspezifischer Bedürfnisse angeht, würden ihm aber wohl selbst die kaum nachsagen.

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Das Ganze, dies nur für Nicht-Coburger, muss man sich vorstellen wie seinerzeit am Strand: Baust du keinen schöneren Kanal an meiner Sandburg, bau ich deren tollste Türme ab und stell sie woanders hin notfalls. Ganz normales Verhalten könnte man insofern sagen, nachdem Brose kürzlich die lokale Presse hat wissen lassen, man stoppe Baumaßnahmen in Coburg.
Der Grund? Unter anderem "mangelnde Unterstützung der logistischen Anforderungen des größten industriellen Arbeitgebers durch die Stadt Coburg". Die hatte sich ja nicht erweichen lassen, besagten Bundesstraßenausbau voranzutreiben.
Ein weiterer Dreh des ewigen "spure oder spüre" in Coburg also, Alltagsgeschäft. Einen lehrreichen Nebenstrang aber hat die Sache. Und zwar, wenn man den doppelten Spurwechsel des Coburger Stadtrats René Hähnlein betrachtet.
Der war mal Kreischef der Linken, hat kürzlich aber ins Sahra-Wagenknecht-Lager rübergemacht, wie man das am "Zonenrand" früher formuliert hätte. Und bei diesem Wechsel auch gleich noch seine Haltung zum Straßenbau angeglichen.
Als Stadtrats-Linker noch hatte er - wie die Mehrheit - gegen den Bundesstraßenausbau votiert. Jetzt, als Wagenknechtler, ist er dafür. Klimaschutz? Ist halt (offenbar) was für Linkssektierer. An der Seite Wagenknechts will der Stadtrat an die Werkbank zurück. Und dort will man nicht, dass Coburgs Sandburg beschädigt wird.