Brennerbasistunnel:Politiker gegen neue Gleise

Von Matthias Köpf, Rosenheim

Während die Deutsche Bahn ihre Planungen für neue Zulaufgleise zum Brennerbasistunnel vorantreibt und weitere Erkundungsbohrungen im Raum Rosenheim ankündigt, mehren sich auf politischer Seite die Zweifel an dem Projekt. In einem am Freitag veröffentlichten Brief fordert die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, die auch verkehrspolitische Sprecherin der Union im Bundestag ist, von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer eine Alternative zur geplanten Neubautrasse mit zwei zusätzlichen Gleisen. Stattdessen schlägt Ludwig ihrem Parteifreund Scheuer vor, die beiden bestehenden Gleise durch das Inntal auszubauen und nur an einzelnen Abschnitten mit einem dritten Gleis für Ortsumfahrungen und Überholstellen zu ergänzen.

Ludwig greift damit grundsätzliche Zweifel an der Notwendigkeit einer neuen Trasse auf, wie sie seit Jahren von Bürgerinitiativen in den möglicherweise betroffenen Gemeinden formuliert werden. Nach Ansicht der Projektkritiker wird die Kapazität der beiden vorhandenen Gleise durch das Inntal auch auf lange Sicht ausreichen, selbst wenn es mit der Eröffnung des Brennerbasistunnels 2026 zur prognostizierten Zunahme des Schienenverkehrs kommen wird. Bund und Bahn haben die Notwendigkeit neuer Gleise bisher nicht mit aktualisierten Zahlen untermauert. Der für die Realisierung maßgebliche Bundesverkehrswegeplan führt das Vorhaben im vordringlichen Bedarf, obwohl die dafür übliche Wirtschaftlichkeitsberechnung aussteht. Diese Fragen hatte zuletzt auch der Bahnexperte der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel, aufgegriffen und in die Form einer parlamentarischen Anfrage gegossen. Gastel erkundigt sich bei der Bundesregierung zugleich nach ihrer grundsätzlichen Haltung zur Verringerung des Güterverkehrs über die Inntalautobahn und den Brenner. Um dem steten Anstieg der Lkw-Zahlen entgegenzuwirken, greift die Tiroler Landesregierung seit dem vergangenen Jahr immer wieder zum Instrument der Blockabfertigung und stößt damit auf scharfe Kritik aus Berlin und München. Eine der Tiroler Forderungen ist es, auch auf deutscher Seite endlich Zulaufgleise zum Brennerbasistunnel zu schaffen, wie sie vor Jahren international vereinbart und in Österreich inzwischen längst gebaut wurden.

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