Jetzt mal nur fürs Protokoll: Wenn das sogenannte Deutsche Eck ein österreichisches Eck wäre, dann hieße es ja nicht „Deutsches Eck“. Andererseits wäre der Name aus deutscher Sicht ein bisschen befremdlich, während die Österreicher auf ihren scheinbaren Inlandsreisen zwischen Salzburg und Innsbruck eben am einfachsten über Rosenheim fahren. Rosenheim wäre aus dieser Perspektive die Spitze des Deutschen Ecks. Und weil es sich speziell mit dem Zug recht schlecht ums Eck fährt, hat der Tiroler Verkehrslandesrat René Zumtobel neulich einen Vorschlag gemacht, wie es da vielleicht etwas runder laufen könnte. Die Reaktionen auf bayerischer Seite waren aber wieder eher eckig.
Zumtobel hatte mit dem Gedanken gespielt, den Bahnbetrieb durchs Deutsche Eck teilweise den Österreichischen Bundesbahnen zu überantworten. Außerdem könne man bei den Großbaustellen, die dort in einigen Jahren anstehen, womöglich mitreden und vielleicht sogar mitzahlen. Letzteres hätte auf deutscher Seite Jubel auslösen können, hätte Zumtobel nicht zugleich von neuen, zusätzlich durch die Region Rosenheim zu legenden Gleisen gesprochen.
Denn mit einer weiten Gleiskurve vom geplanten deutschen Nordzulauf des Brennerbasistunnels zur bestehenden Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg ließe sich der österreichische Zugverkehr durchs Deutsche Eck deutlich geschmeidiger gestalten. Dass beim Bau des Brenner-Nordzulaufs „auch Belange des Schienenverkehrs zwischen Innsbruck und Salzburg“ berücksichtigt werden sollen, hatten beide Länder 2012 in ihrem „Vertrag von Rosenheim“ mal so vereinbart.
Doch in Deutschland war man davon schnell abgerückt, um bei den ohnehin protestierenden Anwohnern nur ja nicht den Eindruck zu erwecken, man verplane da deutschen Grund und deutsches Geld für die Österreicher. Das dürfe auf gar keinen Fall geschehen, überboten einander nun sogleich wieder der Landtagsabgeordnete von den Freien Wählern, der bayerische Verkehrsminister und die Bundesparlamentarierin von der CSU sowie die gesammelten Bürgerinitiativen, wobei sie in den Details durchaus uneins waren.
Dabei müssten die Österreicher wohl sowieso selber zahlen, wie sie das seit 1982 bei einer ähnlichen, aber nur gut 1200 Meter langen Schleife im Rosenheimer Stadtgebiet tun. Darauf hat der grüne Bundestagsabgeordnete Karl Bär hingewiesen, der offenbar als Einziger nichts Schlechtes darin erkennen kann, den Zugverkehr durchs Deutsche Eck zu verbessern. Und wenn wirklich die einen nur ja nichts für die anderen tun dürften: Warum sollten dann Italien und Österreich den Brennerbasistunnel bauen?